Weinland Österreich

Zeiten des Umbruchs

Ein Artikel von Birgit Kowarik | 27.09.2024 - 10:23
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Weingärten in der Wachau © www.shutterstock.com/grafxart

Das Weinland Österreichs 44.500 Hektar Rebfläche machen ein Prozent der weltweiten Anbaufläche aus. Etwa 70 Prozent der Produktion entfallen auf Weißweine, mit dem Grünen Veltliner als Leitsorte. Rotweine, besonders aus dem Burgenland, glänzen durch autochthone Sorten wie Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent. Dank präziser Weingartenarbeit und moderner Kellertechnik sind österreichische Weine auch international gefragt. Dennoch steht die Weinwirtschaft vor Herausforderungen.

Klasse statt Masse
Der Weinkonsum in Österreich ist rückläufig: 2022/23 lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei 26,3 Litern, verglichen mit 30,3 Litern 2010/11 (Statista 2024). Die Pandemie hat das Trinkverhalten verändert, und viele genießen Wein jetzt eher zu Hause. Studien belegen, dass zwar der Alkoholkonsum während der Pandemie um mehr als 25 Prozent angestiegen ist, aber seltener und nur zu bestimmten Anlässen Wein getrunken wurde. Hier spricht man auch von einer Polarisierung im Weinkonsum. Teurere Weine (≥ 12 Euro) erfreuen sich dabei wachsender Beliebtheit, da das Preis-Leistungs-Verhältnis österreichischer Weine besonders überzeugt.

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Verkehrszeichen "Don't drink and drive" © www.shutterstock.com/Artsaba Family

Weniger ist mehr
Leichte und alkoholfreie Weine werden zunehmend nachgefragt. 2023 wurden erstmals alkoholfreie Weine und leichte Weine im Rahmen unseres wein.pur-Specials ausführlich sensorisch getestet. Ob weniger bis gar kein Alkohol im Wein den Weingenuss schmälern kann, ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn bei einer Spanne von knapp 0 Vol.-% Alkohol bis 11,5 Vol.-% Alkohol ist der Spielraum groß, und Alkohol ist bekanntlich auch ein Geschmacksträger. Viele Weingüter haben inzwischen alkoholfreie Weine ins Sortiment aufgenommen, und der Umsatz dieser Produkte hat sich vervielfacht. Trotz gelegentlicher Geschmackskritik stellen diese innovativen Produkte eine Bereicherung am Weinmarkt dar.

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Altertümlicher Weinkeller © www.shutterstock.com/Sergios

Rotwein-Überschuss
Obwohl sich Burgenlands Rotweine seit den 1980er-Jahren einen festen Platz erkämpft haben, ist der Absatz, besonders im Export, rückläufig. Hohe Alkoholgehalte, gesundheitliche Bedenken und sinkende Nachfrage in der Gastronomie führen zu vollen Lagern. Zusätzlich kommen saisonal bedingte Schwankungen hinzu, denn im Sommer werden bevorzugt Weiß-, Rosé- oder Schaumweine getrunken. Die Vermarktung leichter, gekühlter Rotweine könnte neue Impulse setzen, ebenso wie eine angepasste Preisgestaltung, da Rotweine im Schnitt teurer als Weißweine sind.

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Herkunftspyramide © ÖWM

Fokus Herkunft
Der heimische Weinabsatz sinkt, aber 2023 stieg der Exportwert um 2,7 Prozent. Das DAC-System, das gebietstypische Qualitätsweine fördert, trägt zu dieser Entwicklung bei. Die im Sommer 2023 in Kraft getretene Weinbezeichnungsverordnung erlaubt, dass zusätzlich die Begriffe „Erste Lage“ und „Große Lage“ für klassifizierte Rieden bei DAC-Qualitätsweinen verwendet werden dürfen. Privatrechtliche Vereinigungen wie die Österreichischen Traditionsweingüter freuen sich über diese neue gesetzliche Verankerung. Kritische Stimmen befürchten allerdings, dass kleinere Betriebe bei der zukünftigen Klassifizierung benachteiligt werden könnten.

Mut zur Nische
Konsumenten probieren gerne Neues aus. Natural- und Orangeweine sowie pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PIWI) bieten eine gute Chance, neue Märkte zu erschließen. In unserer großen wein.pur-Natural-, Orange- und PIWI-Wein-Verkostung wird einerseits mit Natural- und Orangeweinen, die alternativ hergestellt werden, gepunktet, andererseits bekommen pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die mit weniger bekannten Geschmacksbildern aufwarten, ihre Bühne. Nischenprodukte wie diese könnten sich langfristig etablieren und den Erfolg der österreichischen Weinwirtschaft fördern.

Vollständiger Text nachzulesen im neuen wein.pur-Guide 2024/25

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