Faktencheck

Gesund, nachhaltig, aber auch missverstanden

Ein Artikel von Alexandra Pickner | 26.03.2025 - 09:34
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Kaum eine Speisekarte kommt ohne Avocadobrot, Avocadoeierspeis oder Avocadosalat aus. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist sie ein wahres Superfood, aber die Avocado hat auch ihre Schattenseiten. © sweet marshmallow/Shutterstock.com

Die beliebten Früchte haben einen langen Weg hinter sich bis sie auf unseren Tellern landen. Durch ihre permanente Verfügbarkeit im Supermarktregal sind sie für viele zu einem selbstverständlichen Lebensmittel geworden. Doch das kann für unsere Umwelt problematisch sein/werden. Denn starke Nachfrage und steigende Preise machen es besonders attraktiv die Avocado anzubauen. Das führt zur illegalen Abholzung von (Regen-)Wäldern, um Platz für Plantagen zu schaffen. Die langen Transportwege verschlechtern die Ökobilanz ebenfalls. Sie kommen aus Südamerika, Afrika, Mexiko, dem Nahen Osten und auch Spanien und werden von dort in gekühlten Containern nach Europa verschifft. Dauert der Transport länger als 3 Tage muss die Ladung auch noch gekühlt werden. Dass erhöht den Kraftstoffverbrauch und sorgt für hohe Treibhausgas-Emissionen. Die Weiterlieferung im Inland erfolgt meist mit LKWs. Die Avocado reagiert empfindlich auf Stöße und muss daher beim Transport gut gepolstert werden, das bedeutet mehr Verpackungsmaterial. Häufig werden unreife Früchte transportiert, die dann in den Verkaufsländern nachreifen müssen. Dieser Prozess erfordert ebenfalls einen hohen Energieaufwand, da die Früchte viel Wärme zum Nachreifen brauchen. Das trifft natürlich auch auf viele andere (exotische) Früchte und eine Vielzahl an Produkten zu. 

So viel Wasser

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Der globale Heißhunger auf Avocados hat im vergangenen Jahrzehnt erhebliche soziale und ökologische Folgen nach sich gezogen. Umweltorganisationen und Vertreter der Gastronomie kritisieren zunehmend die Produktionsmethoden. © Nares Soumsomboon/Shutterstock.com

Der hohe Wasserverbrauch der Avocado-Pflanzen wird schnell ins Spiel gebracht. 1 kg Tomaten brauchen im globalen Durchschnitt rund 180 Liter Wasser, während 1 kg Avocados bis zu 1.000 Liter Wasser verbrauchen. Vergleicht man das allerdings mit dem Wasserverbrauch, der bei tierischen Produkten wie Käse, Eiern oder Fleisch anfällt, ist er wieder gering. Den größten Wasserverbrauch hat übrigens der Kaffee. Die Avocado hat einen hohen Nährwert und sieht man sich da den Wasserverbrauch pro Kilokalorie an, so fällt die Bilanz zugunsten der grünen Frucht aus. Der Wasserverbrauch ist in den Herkunftsländern aber sehr problematisch, denn dort ist die wertvolle Ressource knapp. Wasser (von einer Quelle) muss häufig zugeführt werden, Trinkwasser ist ohnehin knapp und der zunehmende Einsatz von Pestiziden und chemischen Pflanzenschutzmitteln verschmutz das rare Grundwasser. Mit Techniken wie dem Mulchen, womit Feuchtigkeit besser im Boden gehalten wird oder einer Bewässerung mittels Tröpfchenbewässerung, kann der Wasserverbrauch stark minimiert werden. Diese Methoden sind aber kaum verbreitet und wenn dann nur in der biologischen Landwirtschaft zu finden. Erfolgt der Anbau der Avocado in Mischkulturen und Mischwäldern, können sich Pflanzen dort gegenseitig beeinflussen und die Kultur wird deutlich robuster gegenüber Wetterschwankungen, Schädlingen und Krankheiten. Sehr häufig werden aber Wälder gerodet, um Avocados anzubauen und dann entstehen auch meist nur Monokulturen. In Südspanien ist die Avocado nicht heimisch, wird aber angebaut und vertragt das dort herrschende Klima. Die Pflanze kann aber auch positive Wirkungen entfalten, sie beschattet den Boden und sorgt für ein kühles Mikroklima. Werden dann aber ausschließlich Avocado-Pflanzen gesetzt, ist der Nutzen durch die Monokultur allerdings nicht groß. Eine Mischung ist zu bevorzugen. Allerdings ist der monokulturelle Anbau nicht nur bei der Avocado, sondern bei allen im großen Stil angebauten Früchten problematisch.

Nicht nur schlecht

Die grünen Früchte sind reich an einfachen ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen und lassen sich vielfältig kulinarisch verarbeiten. Sie sind eine gute Quelle für Folsäure, für die Vitamine B6, B3, B2, E, C, K sowie für Kalium und Magnesium. Sie enthalten 2 Gramm Protein pro 100 Gramm und gehören damit zu den proteinreichsten Früchten. Sie sind reich an Antioxidantien und fördern eine gesunde Verdauung. Man muss auch sagen, dass Avocados verhältnismäßig viele Kalorien enthalten. Nimmt man eine ganze Avocado, die im Schnitt 250 Gramm hat, ist man schnell bei 400 Kalorien. Würde man zwei essen, wären die Kalorien ähnlich wie bei einer Tiefkühlpizza. Dieser Wert ergibt sich v. a. durch ihren hohen Fettgehalt. Doch da es sich um einfache ungesättigte Fettsäuren handelt, wirkt sich ihr Verzehr positiv auf den Körper aus.

Klimabilanz

Das Institut für Energie und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg hat den CO2-Fußabdruck der Avocado berechnet und kam zu dem Ergebnis, dass durchschnittlich 0,6 kg CO2-Äquivalente für ein Kilogramm Avocados in die Luft geblasen werden. Dabei wurde “CO2-Äquivalent” als Maßeinheit von den Forschern eingeführt, da nicht nur Kohlenstoffdioxid (CO2) in den Fußabdruck einfließt. Methan (25-mal) und Lachgas (298-mal) sind klimaschädlicher als CO2 . Außerdem wird auch die landwirtschaftliche Produktion, die Lebensmittelverarbeitung, Verpackung und Distribution der einzelnen Lebensmittel berücksichtigt. Die Werte sind immer pro kg Lebensmittel zu sehen. Avocados haben 0,6 kg, Kartoffeln 0,2 und saisonale Äpfel oder Tomaten 0,3 kg C02-Äquivalente.

Der Kauf von bio-zertifizierten Produkten kann die Umweltprobleme in den Anbauländern verringern. Bezüglich Herkunft sind regionales und saisonales Obst und Gemüse vorzuziehen. Aber auch die Häufigkeit ist ausschlaggebend. Für viele ist ein seltenes kulinarisches Vergnügen mit bewusstem Blick auf Umweltauswirkungen in Bioqualität vertretbar.