Seitenweise Grillgenuss finden Sie in den folgenden Büchern. Übers Grillen zu lesen macht schließlich fast genauso viel Spaß wie das Grillen selbst. Mehr lesen ...
Tatsächlich stützt sich die Behauptung, dass diese Farbe durch Scharlach-Schildläuse (Dactylopius coccus) erzeugt wird, auf historische Fakten. Der Farbstoff Karmin, der aus diesen Insekten gewonnen wird, wurde über viele Jahre hinweg für die Färbung von Campari verwendet. Doch wie sieht die Situation heute aus? Führen wir die Fakten zusammen.
Was ist Karmin und wie wird es hergestellt?
Karmin ist ein natürlicher Farbstoff, der aus der Cochenille-Säure gewonnen wird, welche in den Körpern der weiblichen Scharlach-Schildläuse enthalten ist. Diese kleinen Insekten werden hauptsächlich auf Kakteen gezüchtet, insbesondere in Ländern wie Peru und Mexiko. Um den Farbstoff zu gewinnen, werden die Insekten getrocknet, pulverisiert und die Cochenille-Säure chemisch extrahiert. Das Ergebnis ist ein intensiver Rottön, der in der Lebensmittel-, Kosmetik- und Textilindustrie beliebt ist.
Karmin gilt als natürlicher Farbstoff, da es im Gegensatz zu synthetischen Alternativen aus einem biologischen Rohstoff stammt. Seine Verwendung in Lebensmitteln wird in der EU unter der Bezeichnung E120 ("echtes Karmin") geregelt und ist als unbedenklich eingestuft. Allerdings ist Karmin für Veganer und Vegetarier problematisch, da es tierischen Ursprungs ist.
Die Rolle von Karmin in Campari
Campari wurde 1860 von Gaspare Campari in Mailand entwickelt. Die genaue Rezeptur des Aperitifs ist ein gut gehütetes Geheimnis, das nur wenige Personen kennen. Bekannt ist jedoch, dass die charakteristische rote Farbe des Campari bis in die 2000er Jahre hinein tatsächlich durch Karmin erzielt wurde.
Die Verwendung von Karmin hatte für Campari mehrere Vorteile. Der natürliche Farbstoff verlieh dem Getränk eine intensive, warme Rotnuance, die mit synthetischen Alternativen schwer zu imitieren war. Darüber hinaus wurde die Verwendung eines natürlichen Farbstoffs von vielen Verbrauchern als positiv wahrgenommen.
Die Umstellung auf synthetische Farbstoffe
Im Jahr 2006 entschied sich die Gruppo Campari, den Farbstoff in ihrer Rezeptur zu ändern und Karmin durch synthetische Farbstoffe zu ersetzen. Der Hauptgrund dafür lag in der steigenden Nachfrage nach veganen und vegetarischen Produkten sowie in der Vereinheitlichung der Produktion für globale Märkte. Heute wird die rote Farbe des Campari durch einen Mix aus synthetischen Lebensmittelfarben wie Allurarot (E129) oder Azorubin (E122) erreicht.
Diese Entscheidung wurde von vielen Verbrauchern unterschiedlich aufgenommen. Während Veganer und Vegetarier die Umstellung begrüßten, bemängelten einige langjährige Campari-Trinker, dass die Farbänderung den optischen und geschmacklichen Charakter des Getränks beeinflusst habe. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass die Wahrnehmung von Geschmack durch Farbe beeinflusst wird – ein intensiveres Rot könnte subjektiv als "stärker" empfunden werden.