Die Wein-Boden-Tour - Verkostung

Die Zeit der Gesteine, die Zeit der Jugend und des Erwachsenwerdens, die Zeit der Lese und die Zeit der Reife. Uralten Gesteine verfestigen sich oder zerbröseln, fügen sich zusammen oder fallen auseinander. Je nachdem, wie fest der Untergrund ist, können die Fußwurzeln eines Rebstockes bis zu 15 Meter tief in die Tiefe reichen.

Die Bedeutung der Böden
Der Boden, auf dem die Weinreben wurzeln ist eine fixe Komponente, die nicht austauschbar ist. Der Winzer arbeitet mit dem Boden und mit dem Rebstock, geht eine Allianz ein mit dem Duo Boden/Rebe. Alle drei zusammen begründen die Herkunft. Herkunft ist wichtig, Herkunft ist Vergangenheit, aber auch Zukunft, hat Wiedererkennungswert, hat Seele, ist wichtig für den Winzer und den Genießer. Auch in der Vermarktung der Weine lassen sich diese mit typischen Herkunftsbeschreibungen besser bewerben. Die oft gestellte Frage, ob Böden im fertigen Wein schmeckbar sind, ob Mineralität erkennbar ist, wird von den Winzern mit einem selbstverständlichen JA beantwortet. Durch unzählige Vergleichsverkostungen kristallisieren sich definitiv einige typische Erkennungsmerkmale heraus. Eine hundertprozentige Einordnung ist aufgrund der unterschiedlichsten Vinifizierungsmöglichkeiten und Mikroklimata oder Bodenvermischungen dennoch nie möglich.

Um einen kleinen Einblick in die „Geschmäcker“ der Böden zu erhalten begeben wir uns auf eine kleine Wein-Boden-Tour, die auch die Sensorik miteinschließt:

Kalk und Wein
Vor Millionen von Jahren, aus Ablagerungen des Urmeeres entstanden, bringt dieser karge Bodentyp ungeheure Komplexität in den Wein.. Sensorisch zeigen die Weine eine angenehme, dezente Aromatik, bei schöner Fülle dennoch Biss und Straffheit. Lebendige Eleganz am Gaumen, gepaart mit oftmalig salzig-mineralischen Noten, sind typisch für Kalkböden. Pluspunkt ist das große Alterungspotential!

Granit und Wein
Dieses harte Gestein mit hohem Kristallanteil (beispielsweise Quarz) erwärmt sich rasch und speichert Wärme gut. Perfekt für Rebsorten mit hoher Säure, denn das Gestein reduziert die allzu hohen Säurespitzen in den Trauben. Sensorisch zeigen die Weine guten Druck und erfrischende Power, klare Ansagen und eine unverhohlene Mineralität.

Lehm/Ton und Wein
Der krümelige Boden mit dem hohem Wasserspeichervermögen ist eine Mischung aus Sand, Schluff (Silt) und Ton. Der ungemein fruchtbare Boden bringt wunderbar satte, vollmundige und extraktreiche Weine hervor, die mit guter Säure definiert sind. Für eine perfekte Qualität muss der Ertrag der Trauben aber durch genaue Weingartenarbeit relativ geringgehalten werden.

Löss und Wein
Die Ablagerungen des Flugsandes aus Urzeiten, ein feiner Sedimentboden aus Sand, Quarz, Ton und Kalkanteilen, ist der perfekte Nährboden für duftende, würzige, elegante, mineralische und vollmundige Weine, die wunderbar altern können und st ideal für die meist angebaute weiße Rebsorte in Österreich, den Grünen Veltliner. Vielseitig, harmonisch und stilsicher bereichert er nicht nur Österreichs Weinwelt.

Sandstein/Sand und Wein
Der warme, luftige Sandboden ist zwar kein guter Wasserspeicher, dafür ENTwässert er hervorragend.. Das Traubenmaterial reift früh – die Weine zeigen sich duftig und locker leicht mit weichem Ausdruck und moderater Säure.

Schiefer/Gneis und Wein
Er ist hart, brüchig und geschichtet aus verschiedenen Verschiebungen und Phasen der Zeiten. Die Reben müssen tief wurzeln; in den Trauben findet sich fokussierte Kraft. Dieser Boden ist ideal, um sensorisch glasklare, elegante Weine mit ausgezeichnetem Alterungspotential, straffer Säure und mineralischem Mundgefühl hervorzubringen.

Vulkangestein und Wein
Tuff entsteht durch Eruption ausgeworfene, zuerst lockerer Auswurfprodukte (Pyroklastika), die sich mit der Zeit zur festen Masse verdichtet haben. Basalt entsteht aus erkalteten Lavaströmen, ist reich an Eisen, Kalzium und Magnesium. Das harte Gestein verwittert nur sehr langsam, die Weine von diesen Böden haben erfrischende Mineralität und feine Aromen inne.

Schotter/ Kies und Wein
Diese zerkleinerten Gesteine haben die Eigenschaft der perfekten Wärmespeicherung. Um den Wasserhaushalt gut regulieren zu können benötigen diese Böden Ton und Schluff dazwischen und die Reben müssen tief wurzeln, um an Nährstoffe und Wasser zu gelangen. Sensorisch findet sich Fülle neben Straffheit in wundervollem Gegensatz.

Opok und Wein-Boden
Dieser, besonders in der Steiermark zu findende Bodentyp besteht hauptsächlich aus Mergel, Ton und Silt. Mergel = verwitterter, kalkhaltiger Lehm, Silt/Schluff = feines, unverfestigtes Sedimentgestein. Der karge Boden bringt schöne, klar-fruchtige, erfrischende und fein mineralische Komponenten im Wein hervor.