Knackig und gut

Nüsse sind gesund, aber sind sie auch nachhaltig?

Ein Artikel von Alexandra Pickner | 19.03.2025 - 09:01
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Wenn wir den Statistiken glauben, isst jeder rund 5 kg Nüsse im Jahr – besonders Erdnüsse als salzige Knabbervariante. Andere Nüsse sind verarbeitet als Lebensmitteln zu Nuss-Nougat-Creme oder Mandelmilch beliebt.

Durch die wachsende Nachfrage nach Nüssen müssen wir sie großteils aus anderen Ländern importieren. Nur ein geringer Anteil kommt aus Europa, Walnüsse und Mandeln kommen häufig aus den USA, Haselnüsse aus der Türkei und Cashew-Kerne u.a. aus Vietnam und Indien. Cashews brauchen ein tropisches Klima, aber alle anderen wachsen auch bei uns. Der Anbau von Nüssen wächst wieder, denn viele Verbraucher achten auf nachhaltig erzeugte Nüsse. Früher gab es Nussbäume auf Höfen und Wiesen. Im Herbst wurde gesammelt, getrocknet und geknackt. Heutzutage tut sich diese Arbeit kaum mehr jemand an. Dennoch steigt der Anbau von (Wal)Nüssen wieder. 

Welche Nuss darf es sein?

Mandeln werden gerne in Marzipan, Kuchen, Keksen und anderen Süßigkeiten verarbeitet, besonders zur Weihnachtszeit rangiert die Mandel auf Platz eins der Nüsse. Botanisch gesehen ist die Mandel ein Steinobst wie der Pfirsich und wir essen den Samen oder Kern aus der harten Samenschale. In riesigen Monokulturen erzeugt die USA Mandeln im großen Stil – Kalifornien erzeugt rund 75 % aller Mandeln weltweit. Der zweitgrößte Erzeuger von Mandeln ist die iberische Halbinsel. Die EU forciert die Nachfrage nach europäischen Mandeln sowie eine moderne, besonders nachhaltige Produktion mit einem hohen Anteil an Bio-Mandeln. Auch aus Italien kommen Mandeln zu uns, die weltbesten kommen aus Sizilien. Durch die zunehmenden klimatischen Veränderungen gewinnt der Mandelanbau auch bei uns an Bedeutung.
Rund und v.a. gesund sind auch Haselnüsse. Fast zwei Drittel aller Haselnüsse essen wir verarbeitet in Müsli, Kuchen, Keksen, Nuss-Cremen und Schokolade. In der Türkei sind die Anbaubedingungen ideal: milde Durchschnittstemperaturen ohne übermäßige Hitze im Sommer und genug Regen. In manchen Regionen sind Haselnüsse die wichtigste landwirtschaftliche Einnahmequelle. Durch steile Hänge ist der Einsatz von Maschinen oft schwierig und die Ernte erfolgt in mühevoller Handarbeit. Im Marchfeld fühlen sich die Haselnuss-Bäume ebenfalls wohl. Spätfrost im Mai ist auch für Haselnüsse ein Problem, allerdings nicht so gravierend wie für Marillen. Aufwendig ist das mehrmalige Zuschneiden der Bäume pro Jahr sowie die Ernte. Manche haben sich dazu entschieden, die reifen Früchte vom Boden aufzuklauben statt zu pflücken. Wenn ein Baum voll ertragsfähig ist, kann man bis zu sieben Kilo Haselnüsse ernten. 

Eine Trendfrucht von weit her

Cashews liegen nach wie vor im Trend und sind streng genommen keine Nüsse, sondern Kerne. Diese bilden sich am unteren Ende der Cashew-Äpfel. Ihr weicher milder Geschmack macht sie weltweit beliebt. Sie sind nicht nur ein idealer Snack, sondern sie lassen sich auch vielfältig in diversen Speisen nutzen. Die Kerne sind eine wichtige pflanzliche Alternative zu tierischen Lebensmitteln. Sie spielen eine wichtige Rolle in veganem Joghurt und in Käse-Produkten. Leider hat die Sache einen Haken: Anbau und Transport von Cashews können die Umwelt belasten und häufig herrschen schlechte Arbeitsbedingungen für Menschen vor Ort. Natürlich geht es auch anders, mit hohen ökologischen und sozialen Standards. Das ist aber immer noch die Ausnahme. Aus Afrika stammt über die Hälfte der weltweiten Cashews, die dann meist per Schifft um den halben Globus reisen, um woanders geknackt und weiterverarbeitet zu werden und um dann wieder verschifft zu werden, damit sie nach Europa gelangen. Damit verzehnfachen sich die CO2-Emissionen durch den Transport. In den Anbauländern leben ganze Familien von der Ernte, die Wertschöpfung aus der Verarbeitung kommt allerdings anderen Ländern zugute. Der Anbau von Cashewbäumen bietet auch Chancen, denn dank ihrer tiefen Wurzeln halten sie sogar längere Trockenperioden aus. Im Hinblick auf den Klimawandel mit seinen nur noch schlecht berechenbaren Regenfällen ist das ein großer Vorteil. Der Anbau von Cashews ist eine interessante Alternative oder Ergänzung zum Kakao-Anbau, denn viele Kakaobauern verlieren durch den Klimawandel ihr Einkommen. Die Kakao-Pflanzen erzielen bei Dürre nur geringe Erträge oder sterben sogar ab. Entscheidend ist jedoch, dass die Bauern fair bezahlt werden. 

Heimisches Superfood

Walnüsse sind der Inbegriff des heimischen Superfoods. Von allen Nüssen haben sie den höchsten Gehalt an Omega-3-Fettsäuren. Obwohl es Walnüsse auch bei uns gibt, kommen die meisten Walnüsse im Supermarkt aus Frankreich. Dort gibt es die meisten Walnussbäume in Europa. Aber auch aus Kalifornien, das ist das Hauptanbauland welzweit. Im großen Stil wird in Österreich nicht angebaut. Früher versorgten einzelne große Bäume ganze Familien. Je nach Sorte sind sie mehr oder weniger frostanfällig und es dauert einige Jahr für erste ordentliche Erträge. Trotzdem gibt es auch hier inzwischen Vorzeige-Betriebe, die sich leidenschaftlich um den Anbau kümmern. 

Wie entscheiden wir?

Nüsse sind sehr nährstoffreich und enthalten wenig Wasser. Die Erträge sind oft niedrig, was zu hohen Umweltbelastungen führt. Problematisch ist auch der hohe Wasserverbrauch von Mandeln oder der Einsatz von Pestiziden im konventionellen Anbau.
Häufig schneidet die Walnuss bei Umwelt- und Ernährungswerten gut ab. Umweltfreundlicher und gesünder sind neben Walnüssen auch Sonnenblumenkerne. Das sind zwar keine Nüsse, aber eine gute Alternative aus der Gruppe der Ölsaaten. Wenn möglich sollten wir im Supermarkt zu Nüssen aus ökologischer Erzeugung und fairem Handel greifen.