Wenn wir über Essen und Kulinarik reden und schreiben, geht es immer um das Besondere, Außergewöhnliche und Exquisite. Ich möchte Sie diesmal in zwei Teilen in die Schattenwelt des Profanen, rein zweckmäßigen und im Vorbeigehen passierenden entführen. Fast Food, wie man sagt.
ch hab die Story mit „auf die Gach’n“ betitelt, weil ich schließlich als einer der letzten Ritter des Wiener Dialektes in die Annalen der Geschichte eingehen möchte. Wenn Sie des Wienerischen nicht so mächtig sind, sei Folgendes gesagt: Man könnte „gach“ mit „auf die Schnelle“ übersetzen. Könnte man, macht man aber nicht, weil es zu norddeutsch klingt. „Gach“ ist übrigens der Urahn unseres hochdeutschen Wortes „jäh“. Das Adjektiv jäh stammt vom althochdeutschen gāhi (voreilig, hastig) und den mittelhochdeutschen Wörtern gāch, gā und gæhe (schnell, jähzornig) ab. Seit dem 15. Jahrhundert existiert bei diesen Formen der mundartlich begründete j-Anlaut, der beim ebenfalls verwandten mittelniederländischen gā und dem niederländischen gauw fehlt. So viel zu nutzlosem Wissen, gedankt sei Wikipedia.
Hier nun einige Beispiele für die richtige Verwendung des Wortes „gach“:
„I kumm gach umme und hüf da“: Ich komme vorbei und löse das Problem mit dir gemeinsam, sorge du einstweilen für ausreichend Alkohol.
„Des häng ma gach zuwe“: Wir montieren es zwischenzeitlich so provisorisch, dass jedem TÜV-Prüfer der Atem wegbleibt, aber es bleibt dann so auf ewig und hält auf wundersame Weise.
„Hau ma uns auf de Gach‘n unterwegs was eine“: Heute ist Fast Food angesagt.
Über die Gach’n-Kulinarik
Ich bin ja beruflich Meister der „auf die Gach’n-Kulinarik“. Weil warum? Bis zum Zeitpunkt, wo der Künstler die Bühne betritt, ist er der nutzloseste und unnötigste Mensch im kompletten Theater. Er ist den veranstaltenden Personen schlicht im Weg und nervt maximal durch irgendwelche Wünsche, Fragen oder sonstiges Begehren. Ich meine das keineswegs zynisch oder sarkastisch, sondern spreche aus Erfahrung. Daher ziehe ich es vor, so knapp wie nur irgendwie möglich vor Beginn der Veranstaltung in Erscheinung zu treten, um den reibungslosen Ablauf nicht zu stören. (Mein persönlicher Rekord liegt bei 15 Minuten nach dem Beginn der Vorstellung, was zugegebenermaßen ein Irrtum meinerseits war.) Da ich also vor der Aufführung nicht zum Essen komme, befällt mich auf der Heimfahrt immer der große Hunger. Ich fahre, wenn möglich, immer nach Hause, selbst aus Bregenz, da ich Hotels nicht besonders mag. Ab 23 Uhr ist dann die Auswahl an verfügbaren Gaumenfreuden überschaubar.
Ein Klassiker: der Leberkäs
Tankstellen haben den Vorteil von meist sehr frischen, aufgebackenen Semmeln, meist eine vernünftige Auswahl an verschiedenen Leberkäs-Sorten, aber den Riesennachteil von fehlenden Gurkerln oder Ölpfefferonis. Vor allem in Westösterreich wird man immer gefragt, ob man Ketchup, Senf oder Mayo dazuhaben will? Da stellen sich bei mir die Nackenhaare auf. Maximal süßer bayerischer Weißwurstsenf wäre denkbar, gibts aber nie. Normalen Leberkäse finde ich prinzipiell langweilig und nur in Kombination mit Essiggurken oder „Öpfe“ akzeptabel. Käse geht zur Not auch ohne, ist aber nicht das Gelbe vom Ei. Daher fällt in Tankstellen, den Nachtapotheken des fahrenden Volks, meine Wahl meist auf Pikant oder in ausgesuchten Gourmettempeln der Straße auf Pizza oder Chili. Da ich gerne mit Aromen spiele und diese mit Vorliebe kreativ kombiniere, ist mein „ansa Menü“ eine Chilileberkässemmel mit einem kalten Kakao dazu. Da haben die Geschmacksknospen allerhand zu tun, muss man aber mögen, geb ich zu. Die letzte Tankstelle auf meinem Nachhauseweg offeriert auch Pizza-Leberkäse, feine Sache, aber nicht in Verbindung mit Kakao. Zu dieser Variante passt eigentlich besser ein kühles Bier aus der Domstadt – meist versage ich mir dann jedoch das Hopfengebräu, da im Auto eine offene Dose Bier in der Mittelkonsole bei etwaigen Planquadraten kein besonders schlankes Bein macht. Aber das ist eine andere Geschichte ...
In diesem Sinne,
Ihr Pepi Hopf