Weniger ist mehr

Alkohol nimmt ja bekanntlich ab einer gewissen Menge nicht nur Einfluss auf den individuellen Gemütszustand des Weinkonsumenten, sondern hat auch ganz wesentliche Zusatzfunktionen. Eine davon ist die des Geschmacksträgers. Ob weniger bis gar kein Alkohol im Wein den Weingenuss schmälern kann, ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn bei einer Spanne von knapp 0 Vol.-% Alkohol bis 11,5 Vol.-% Alkohol ist der Spielraum groß. Im Rahmen unseres großen wein.pur-Specials wurden erstmalig leichte Weine und alkoholfreie Weine aufwändig recherchiert sensorisch unter die Lupe genommen.

Die Bewertungen
Die Weine wurden in drei Hauptkategorien eingeteilt: leichte Weine (8 – 11,5 Vol.-%), alkoholarme Weine (0,6 – 7,9 Vol.-%) und entalkoholisierte (alkoholfreie) Weine (≤ 0,5 Vol.-%). Dabei wäre noch wichtig anzuführen, dass es für die Bezeichnungen „leichte Weine“ und „alkoholarme Weine“ keine gesetzlichen Definitionen gibt. Bei den alkoholfreien Weinen empfiehlt es sich, von einem eigenständigen Geschmacksprofil ausgehen, um Enttäuschungen im Vergleich mit ihren alkoholischen Sortenvertretern zu vermeiden.

Der Einfluss der Rebsorte
Ein bestimmender Faktor für den Geschmack und die Aromenvielfalt im Wein ist die Rebsorte. Diese beeinflusst in allen Fällen die Entwicklung des Geschmacksprofils, sei es mit weniger oder ohne Alkohol. Jede Rebsorte bringt ihr eigenes charakteristisches Aroma, ihren Säuregehalt und ihre Textur mit sich, was den Wein einzigartig macht.

Anlassbezogener Genuss
Leichte Weine, die aufgrund ihres geringen Alkoholanteils, ihrer lebendigen Säurestruktur und ihrer Frische gekennzeichnet sind, können hervorragende Begleiter für leichte Gerichte sein oder auch für sich allein genossen werden. Diese Weine zeichnen sich durch eine geringe Schwere und eine hohe Trinkigkeit aus, was sie ideal für gesellige Zusammenkünfte, entspannte Abende oder sommerliche Anlässe macht

Es geht auch ohne
Unser erstes Verkostungsfazit bei den entalkoholisierten Weinen zeigt, dass der Spagat zwischen Frucht, Frische, Säure und Süßespiel nicht einfach ist. So manche Weine wirken technisch zusammengesetzt, die Einzelkomponenten harmonieren nicht. Im Optimalfall assoziiert man hervorragend gemachte Produkte mit ihren alkoholischen Pendants. Zur Restweinverwertung eignet sich entalkoholisierter Wein nicht; die Grundweine müssen analytisch und geschmacklich einiges bieten und bereits im Weingarten auf die zukünftige Verwendung getrimmt werden.

Strahlender Sieger
Mit hohen Punktezahlen überzeugten eine Vielzahl an ausgezeichneten leichten Weinen aus Deutschland und Österreich. Das wiederum beweist eindrücklich, dass mit weniger bis kaum Alkohol im Wein nicht der Geschmack verloren gehen muss. Im alkoholfreien Bereich geht beispielhaft ein Siegerwein in Rot voraus: der 2020 Zeronimo Leonis Blend (BF, ZW, CS) vom Weingut Heribert Bayer im Mittelburgenland. Diese Rotweincuvée wurde im kleinen Holzfass ausgebaut und mit der gängigen Vakuumdestillations-Methode entalkoholisiert. Handwerklich hervorragend gemacht und sensorisch nahezu perfekt zeigt dieser Wein, wohin die Reise bei alkoholfreien Alternativen gehen kann.

Alle Verkostungsergebnisse finden Sie im neuen wein.pur-Guide 2023/24
Bestellungen unter: www.der-winzer.at/abo