Ein kulinarischerBlick über die Grenzen desTellerrands kann ganz schön verwirrendsein. Möglicherweise wirft man alles, was manals Kind gelernt hat - von "Iss nicht mit den Händen"bis "Schlürf nicht so beim Essen" - über Bord,wenn man sich die ungewohnten Tischsitten rund umden Globus ansieht. Die Weisheit "Andere Länder, andereSitten" gilt nämlich auch, oder sogar vor allem bei Tisch.Dabei wird niemand erwarten, dass wir uns bei Reisen insAusland völlig verstellen und unsere Identität ablegen.Unsere kulturelle Prägung gehört schließlich zu unsererPersönlichkeit. Es kommt jedoch immer gut an, wennwir Bereitschaft zur Anpassung zeigen und versuchen,die Menschen und ihre Lebensart zuverstehen. In diesem Sinne: Gehen Siemit uns auf die Reise.
AMERIKA
Ganz schön witzig, einem Amerikaner beim Essen zuzusehen. In denUSA ist es nämlich nicht unüblich, zuerst die gesamte Mahlzeit inmundgerechte Stücke zu zerteilen, dann das Messer beiseite zu legenund nur noch mit der Gabel weiter zu essen. Die andere, nunarbeitslose Hand, ruht während des Essens auf dem Schoß. MancheAmerikaner haben es sich auch angewöhnt, nur ein Stück vom Gerichtabzuschneiden, das Messer abzulegen, die Gabel in die rechteHand zu wechseln und den einen Bissen zu essen. Dann werdenwieder beide Besteckteile in die Hände genommenund das Spiel beginnt von vorne. Klingt mühsam, istaber so.
Vorsicht, Falle!
> Sich einen guten Appetit - oder in diesem Fall "Enjoy
your meal" zu wünschen, ist in Amerika unüblich.
Hier wird einfach mit dem Essen begonnen.
> Wenn Sie zur Toilette gehen, sagen Sie das
auf keinen Fall. Erwähnen Sie bloß, dass Sie
gleich wieder da sind.
> Auch zum Schnäuzen verlassen
Amerikaner den Raum.
> Gähnen oder Niesen bei Tisch
sollte unterdrückt werden.
ASIEN
China
Die chinesische Philosophie legt größten Wert darauf, es sich beimEssen gut gehen zu lassen. Dementsprechend sind die hiesigenTischsitten auch weniger streng als unsere. Besonders befremdendsieht es für uns aus, wenn Chinesen in der einen Hand die Essstäbchenund in der anderen eine qualmende Zigarette halten. Aberviele Chinesen rauchen einfach gerne - nicht nur nach dem Essen,sondern auch währenddessen. Essen mit offenem Mund, schmatzenund rülpsen gilt in China nicht als unhöfl ich.
Vorsicht, Falle!
> Stecken Sie während dem Essen nie Ihre Essstäbchen in dieSpeisen, wenn Sie kein böses Omen hervor beschwören wollen.
> Putzen Sie sich niemals bei Tisch die Nase, dazu geht man inChina auf die Toilette.
> Wenn Sie sich eine Zigarette anzünden, wird erwartet, dass Sieallen anderen Personen am Tisch ebenso eine anbieten.
Indien
Mit den Händen essen ist in Indien Pfl icht, denn der direkte Kontaktzur Nahrung wird als sehr bedeutungs- und lustvoll angesehen. EinSprichwort besagt dazu: "Das Essen sollte zuerst mit den Augen,dann mit den Fingern, nachher mit dem Mund und der Zunge gekostetwerden." Wichtig ist jedoch, dass nur die rechte Hand - genauerder Daumen und die ersten zwei Finger - für die Nahrungszufuhrverwendet wird. Trotzdem werden beide Hände nach jedem Gang,auf alle Fälle aber vor und nach dem Essen gewaschen. Speisen,die sich von der Konsistenz her nur schlecht zur Einnahme mit derbloßen Hand eignen, werden mit Reis oder dem Fladenbrot "Chapati"kombiniert. Ein letztes Stück vom Fladenbrot wird am Schluss liegengelassen. Schlürfen ist ein Zeichen dafür, dass das Essen besondersgut schmeckt. Die Reihenfolge der servierten Gänge variiertje nach Region. So wird in manchen Gegenden etwa die Süßspeisevor der Hauptmahlzeit serviert. Zum Abschluss des Essens wird Reisgereicht, was bedeutet, dass kein Gang mehr folgt. Dieser Gang solltehöchstens zu einem Drittel gegessen werden, sonst verliert derGastgeber sein Gesicht, weil er zu wenig Essen serviert hat.
Vorsicht, Falle!
> Der Teller - "Thali" genannt - darf nicht auf den Schoß genommenwerden. Meist steht er am Boden, manchmal auf dem Tisch.
Japan
Japaner sind extrem freundliche Menschen. Höfl ichkeit hat
immer und überall allerhöchste Priorität - das gilt auch beim
Essen. Der Reiswein "Sake" darf nur vom Sitznachbarn eingeschenkt und nachgefüllt werden. Will man keinen Sake-Nachschlag, lässt man den Becher voll. Die Hauptmahlzeit in Japan ist das Abendessen.
Eine Menüfolge mit Vor-, Haupt- und Nachspeise gibt es
nicht, alle Speisen werden gleichzeitig aufgetragen. Sobald die erste Schüssel auf dem Tisch steht, darf losgefuttert werden. Wer einen guten Eindruck hinterlassen möchte, lernt mit Stäbchen - "Ohashi" genannt - zu essen. Suppe wird in Japan üblicherweise getrunken.
Dabei ist Schlürfen nicht nur erlaubt, sondern wird als Zeichen des
Genießens sogar äußerst gerne gesehen. Männer dürfen dabei geräuschvoller sein als Frauen. Auf alle Fälle sollte das Essen aber
lächelnd absolviert werden.
Vorsicht, Falle!
> Wie in China gilt auch hier: Stecken Sie Ihre Essstäbchen niemals in die Speisen. Stattdessen werden sie mit der Spitze nach links
auf den Gefäßrand oder die Stäbchenhalter "Hashioki" gelegt.
> Ebenso zeugt es von schlechten Tischmanieren, wenn man
Sojasauce über den Reis gießt oder dem Tischnachbarn Speisen
mit den eigenen Stäbchen reicht.
Iran
Bei privaten Einladungen sitzen die Gäste oft auf dem Boden. Auch die Speisen werden auf dem Boden in großen Schüsseln serviert.
Zum Essen benutzt man die rechte Hand oder ein Stück Fladenbrot.
Vor jedem Essen - und überhaupt bei jeder sich bietenden Gelegenheit - wird Tee serviert. Zum Genuss dieses Tees nimmt man ein Stück Zucker zwischen die Zähne und schlürft dadurch seinen Tee.
Vorsicht, Falle!
> Eine Einladung auszuschlagen, gilt als sehr unhöflich.
> Jeglicher Alkoholgenuss ist im Iran untersagt und wird mit unerbittlicher Härte geahndet.
> Während der Fastenzeit "Ramadan" ist es verboten, tagsüber zu
rauchen, zu essen und zu trinken.
> Bei privaten Einladungen sollten Sie die Dame des Hauses so gut es geht meiden. Sprechen Sie sie nicht an, schauen Sie ihr nicht in die Augen und erkundigen Sie sich nicht nach ihrem Befinden.
Dies dürfen Sie auch dem Ehemann gegenüber nicht tun. Fragen
nach Ehefrau oder Familie sind nicht angebracht.
> Bringen Sie auf keinen Fall Alkohol als Gastgeschenk mit. Auch
das Überreichen von gelben Blumen wäre ein grober Schnitzer, da
sie für Feindschaft stehen.
> Achten Sie darauf, dass Sie niemandem Ihre Schuhsolen zeigen.
Das gilt als schlimme Beleidigung.
EUROPA
Italien
Das Essen spielt in Italien eine zentrale Rolle. Wie auch in anderen, stark gruppenorientierten Ländern stellt die gemeinsame Mahlzeit den Höhepunkt des Tages dar. Dabei sind Italiener alles andere als schweigsam. Alles wirbelt bunt durcheinander und man entwickelt eine erhebliche Lautstärke.
Vorsicht, Falle!
> Bringen Sie niemals Chrysanthemen als Gastgeschenk mit. Sie
stehen für Krankheit und Tod. Besser sind Wein und Schokolade.
Wer Blumen als Gastgeschenk wählt, sendet sie schon am Vormittag an die Gastgeber.
> Erscheinen Sie immer modisch gekleidet zu einer Einladung. Italiener legen sehr großen Wert auf tadellose und elegante Kleidung.
Auch bei hohen Temperaturen entledigen sie sich nicht ihres
Sakkos und ihrer Krawatte.
> Verzichten Sie nach Möglichkeit darauf, Spaghetti mit Gabel und
Löffel zu essen oder gar durchzuschneiden. Der Spott seitens
Ihrer Tischgenossen wäre Ihnen sicher.
> Obwohl zu jeder Gelegenheit Wein genossen wird, ist es verpönt, einen über den Durst zu trinken. Es empfi ehlt sich also, zum Alkohol immer ausreichend Wasser zu trinken, um nicht betrunken zu werden.
> Cappuccino wird nur zum Frühstück genossen und niemals nach
dem Essen. Da ist nur Espresso erlaubt.
> In Restaurants werden Rechnungen immer für den gesamten
Tisch gestellt. Bestehen Sie daher nie auf Einzelabrechnung oder
genaue Zuordnung von individuellem Verzehr und Einzelabrechnung pro Person.
Griechenland
Griechen gelten als außergewöhnlich gastfreundlich - dies hat aber auch einen eigennützigen Hintergrund, denn Einladungen gelten als Machtinstrument. Der Eingeladene begibt sich in den Augen der Griechen nämlich in eine Abhängigkeitsposition gegenüber dem Gastgeber. Es gilt daher nicht als unhöfl ich, Einladungen auszuschlagen.
Im Gegenteil - das wird zum Teil als besonders charakterstark
gewertet. Bei Tisch wird über Gott und die Welt diskutiert. Dabei
kann es auch schon einmal heftig und sehr emotional zugehen. Es
wird gerne offen kritisiert, auch die eigene Regierung wird dabei nicht ausgelassen.
Vorsicht, Falle!
> Lassen Sie sich niemals mehrmals hintereinander ohne Gegeneinladung einladen.
> Kommen Sie niemals ohne Gastgeschenk - lieber sagt man die
Einladung unter einem Vorwand ab. Sehr beliebt sind aufwändige
Blumensträuße, teure Pralinen oder Spirituosen.
> Das Zurückwerfen des Kopfes wird von uns oft als Zustimmung
bedeutet, in Griechenland heißt das aber "Nein".
Russland
"Greif recht zu, das lieb ich sehr, hier steht ein neuer Teller. Mach die Schüssel völlig leer, zwei sind noch im Keller" - dieses Zitat des Fabeldichters Iwan Krylow kennzeichnet genau die Wesenszüge eines Russen zu Tisch. Gegessen wird hier gern, gut, üppig und Gäste werden dazu animiert, ordentlich zuzugreifen. Vor allem die Vorspeisen "Sakuski" und Suppen "Sup" werden in unglaublichem Überfluss aufgetischt. Die Portionen sind riesengroß, es wird aber durchaus akzeptiert, wenn man nach ausgiebigem Genuss satt ist. Wodka ist allgegenwärtig und wird in für unsere Verhältnisse unvorstellbaren Mengen getrunken. Er wird erst nach einem Trinkspruch, der die Kinder, das Wetter oder die Regierung hochleben lässt, getrunken.
Ausländer sollten mit diesem "Wässerchen" äußerst vorsichtig sein, zumal es nicht selten aus vollen, großen Gläsern getrunken wird.
Vorsicht, Falle!
> Bringen Sie als Gastgeschenk nur ja keine gelben Blumen mit, sie bedeuten Unglück. Üblich sind nützliche (Haushalts-)Gegenstände, aber auch hochwertige Lebensmittel und Spirituosen. Wodka gehört allerdings nicht dazu, da er in Russland so billig wie Mineralwasser zu haben ist. Kinder freuen sich über Spielzeug und Schokolade. Wenn Sie das Geschenk einpacken möchten, wählen Sie ein transparentes Papier. Der Beschenkte soll möglichst schon beim Empfang wissen, was er erhält. Dies erleichtert ihm die Danksagung schon bei Erhalt des Geschenks, denn es wird nicht immer sofort geöffnet, sondern zunächst beiseite gelegt.
> Bei aller Trinkfreudigkeit, die man den Russen nachsagt: Pur wird Hochprozentiges nicht getrunken, ein Imbiss muss immer dabei sein - sei es nur ein Stück Brot oder eine Essiggurke. Zudem darf Alkohol nur in Gesellschaft getrunken werden. Der Gast, der erzählt, er habe in der Hotel-Minibar einen besonders köstlichen Whisky entdeckt, katapultiert sich sofort ins gesellschaftliche Aus.
> Im gegenseitigen Umgang ist man recht konservativ. Das Anrühren der Privatsphäre sollte man vermeiden.
AFRIKA
Ägypten
Ägypter sind herzlich, höfl ich und gastfreundlich und erwarten ähnlichen Respekt auch von ihren Gästen. Trotz fortschreitender Liberalisierung ist es nicht unüblich, dass sich Frauen und Männer
bei Einladungen getrennt unterhalten - manchmal sogar in unterschiedlichen Zimmern. Vor dem Essen wäscht sich jeder die Hände in einer Wasserschüssel, die herumgereicht wird. Anschließend wird der obligatorische Kaffee oder Tee gereicht. Sind Gäste zu Besuch, werden meist aufwändige und teure Speisen aufgetischt. Gegessen wird zunehmend mit Messer und Gabel. Die ländliche Bevölkerung und Beduinen essen noch nach traditioneller Art mit den Fingern der rechten Hand. Isst man als Gast den Teller nicht leer, ist dies ein Kompliment, mit dem man dem Gastgeber für die hervorragende Bewirtung dankt. Am Ende einer Mahlzeit waschen sich alle erneut die Hände.
Vorsicht, Falle!
> Wenn Sie mit den Händen essen, verwenden Sie ausschließlich
Daumen, Zeigefi nger und Mittelfi nger der rechten Hand oder
nehmen Sie ein Stück Brot zur Hilfe. Für jeden Vorgang muss ein
neues Stück Brot abgebrochen werden. Nicht dasselbe Stück Brot
mehrmals in ein Gericht tunken.
> Moslems essen kein Schweinefl eisch. Das sollten auch Sie nicht
tun, abgesehen davon, dass es schwer sein wird, überhaupt
irgendwo Schweinefleisch zu erhalten.
> Zur Zeit der Fastenzeit "Ramadan", darf in der Öffentlichkeit nicht gegessen werden. Moslems dürfen im Ramadan erst nach Anbruch der Dunkelheit wieder etwas zu sich nehmen. Es wird auch von Ausländern diesbezüglich Zurückhaltung erwartet. Selbstverständlich dürfen Sie in dieser Zeit tagsüber auch keine Einladungen zum Essen aussprechen. Dies gilt auch für das Anbieten von Zigaretten.
> Eine Einladung auszuschlagen ist ein Affront. Etwas Zeit für Tee
und Süßigkeiten sollte man sich immer nehmen. Einer Einladung
muss eine Gegeneinladung folgen.
> Wer eingeladen ist, bringt ein Geschenk mit. Blumen und vor
allem Alkohol sind tabu. Besser sind Konfekt oder Souvenirs aus
dem Heimatland. Geschenke sollten vom Wert her adäquat sein.
Zu teure Mitbringsel würden viele Ägypter angesichts des
vergleichsweise niedrigen Lohnniveaus in Verlegenheit
bringen. Denken Sie insbesondere an kleine Geschenke
für die Kinder.
> Wenn Sie auf einem Kissen oder auf dem Boden sitzen, sollten
Sie nach Möglichkeit den Schneidersitz einnehmen, um dem
Gegenüber nicht die Schuhsohlen zu zeigen. Das wäre grob
unhöflich.
> Wie immer in Ägypten sollten Sie den Eindruck von Hektik vermeiden, Gastfreundschaft heißt hier: Nicht anmerken lassen, dass man eigentlich keine Zeit hat.
> Nasenschnäuzen bei Tisch gilt als äußerst unappetitlich und grob unhöflich.
>> Benehmen in Österreich
Hätten Sie's gewusst?
Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr Knigge(1752-1796) ist der Erfinder der modernen Tischkulturen.
Falsch.
1788 erschien sein Werk "Über den Umgang mit Menschen".Dies war eine Aufklärungsschrift für Taktgefühl undHöfl ichkeit im Umgang mit den Generationen, Berufen undCharakteren. Irrtümlicherweise wurde das Buch später als Benimmbuchverstanden. Der Verlag verstärkte dieses Missverständnis,indem er nach dem Tod von Knigge das Werk umBenimmregeln erweiterte.
Nicht immer liegt das benötigte Besteck von Anfang anauf dem Tisch.
Richtig.
Laut gastronomischer Regel sollten rechts nicht mehrals vier, links nicht mehr als drei Besteckteile liegen. Das bedeutet:Bei einem sehr aufwendigen Menü können nicht alle dazubenötigten Teile vorher eingedeckt werden. Warten Sie deshalbimmer erst ab, ehe Sie zum Besteck greifen. Bekommen Sie zueinem Gang ein Esswerkzeug serviert, ist klar, dass es für denVerzehr dieser Speise bestimmt ist.
Die Gläser werden von außen nach innen verwendet.
Richtig.
Für Gläser gilt dieselbe Regel wie für Besteck: Siewerden immer von außen nach innen und von rechts nachlinks gegriffen. Sie sind nach dem Orgelpfeifenprinzip schrägzum Teller angeordnet. Das Glas für den Hauptgang befindetsich über dem Messer, dann folgt das Glas für die Vorspeiseund schließlich rechts außen das Wasserglas. Gläser mit Stielwerden grundsätzlich am Stiel gehalten, um unschöne Fingerabdrückeam Glas zu vermeiden. Andere wie Longdrink-Gläseroder Stamperl werden im unteren Drittel gegriffen.
Wer sich häufig bekleckert, darf die Serviette auchin den Ausschnitt stecken.
Falsch.
Die Serviette wird beim Auftragen des Amuse Gueulesbeziehungsweise des ersten Gangs auseinander gefaltet undauf den Schoß gelegt. Wenn Sie zwischen den Gängen denTisch verlassen, wird die Serviette links neben dem Gedeck abgelegt.Um Speise- oder Fettreste am Glas zu vermeiden, tupftman sich dezent vor dem Trinken den Mund ab und legt dieServiette dann wieder auf den Schoß zurück. Die Serviettebleibt so lange liegen, bis das Essen beendetist. Dann tupfen Sie sich damit leichtden Mund ab, falten sie lose und legensie mit einer möglichst sauber gebliebenenSeite links neben den Teller.Das gilt auch für Papierservietten,die keinesfalls zusammengeknülltwie ein Serviettenknödel auf demTeller landen sollten.
Die Semmel, die häufig zu Beginn eines Menüs serviertwird, wird auseinander geschnitten, mit Butter bestrichenund davon abgebissen.
Falsch.
Ziehen Sie Ihren Brotteller zu sich (Ihrer steht immerlinks von Ihnen, ebenso wie der Salatteller) und legen Sie mithilfedes Buttermessers einen Butterwürfel auf Ihren Brotteller.Brechen Sie ein mundgerechtes Stück der Semmel über demTeller ab, bestreichen es mit einer kleinen Menge der Butter undführen es zum Mund. Das nächste Häppchen wird erst zubereitet,wenn Sie das vorherige aufgegessen haben.
Gabel und Löffel sollen immer zum Mund geführt werdenund nicht umgekehrt.
Richtig.
Daher sollte der Abstand zum Tisch nicht zu groß sein.Die Haltung ist aufrecht, Ellenbogen oder Unterarme haben aufdem Tisch nichts zu suchen. Die Hände liegen bis maximal zumHandgelenk auf dem Tisch.
Alles was fliegt, darf mit den Händen gegessen werden.
Richtig.
Außerdem dürfen Artischocken, Austern, Krebse, Garnelen,Shrimps und Krabben mit den Fingern gegessen werden.Danach säubert man sich die Hände in einer mit Wasser gefülltenFingerschale, in der eine Scheibe Zitrone schwimmt.
Das Zerdrücken von Kartoffeln, um Saucen aufzutunken,ist erlaubt.
Falsch.
Auch wenn die Sauce noch so köstlich schmeckt, verzichtenSie darauf, Kartoffeln in der Sauce zu zerdrücken oderden Teller mit Gebäck sauber zu wischen.
Nach dem Essen wird das Besteck über Kreuz auf demTeller abgelegt.
Falsch.
Nach Beendigung des Essens wird das Besteck parallelund diagonal zum Teller in der Fünf-Uhr-Position abgelegt, wobeider Gabelrücken nach unten zeigt und das Messer rechtsdaneben mit der Schneide zur Gabel liegt. Ein eventuell verwendeterLöffel liegt rechts neben dem Messer. Liegen Gabel undMesser über Kreuz, dann signalisiert die betreffende Person,dass sie gerne Nachschub hätte.
Das Reinigen der Zähne mit einem Zahnstocheran Tisch ist erlaubt.
Falsch.
Auch wenn es früher gestattetwar, ist es nun laut neuer Empfehlungdes Arbeitskreises für Umgangsformeninternational verboten. Daher solltedas Zahnstochern hinter verschlossenenTüren, zum Beispiel im Toilettenraum,passieren.
Benimm ist in
Das GENUSS.MAGAZIN im Gespräch mit Thomas Schäfer-Elmayer,dem Benimmpapst der Nation.
Sind Sie zufrieden mit der Tischkultur in Österreich?
Sowohl privat als auch in der österreichischen Gastronomiebietet Österreich ein sehr hohes Maß an Tischkultur.Leider machen sich viele Menschen aber nicht die Mühe,diese Kultur auch zu pflegen, weil sie übersehen, dass diesein wichtiger Teil unserer Lebensqualität ist.
Denken Sie, dass das Aufkommen von Fastfood-Ketten dieTischkultur negativ beeinflusst?
Solange die Menschen sich in jeder Umgebung situationsgerechtbenehmen können, ist dies keinProblem. Leider verwechseln manche eingehobenes Restaurant mit einem Fastfood-Lokal oder vergessen, wo sie sichgerade befi nden. Der Einfl uss ist natürlichnegativ, weil die Dinge, die man sichdort angewöhnt, bei Tisch sehr negativauffallen können.
Warum ist gutes Benehmen heuteüberhaupt noch wichtig?Gutes Benehmen steht für Begriffe wieAufmerksamkeit, Zuvorkommen, Wertschätzung,Respekt, Freundlichkeit,Hilfsbereitschaft, Höfl ichkeit, Taktgefühl,Anstand, Verlässlichkeit, Disziplin,Hygiene und gepfl egtes Erscheinungsbild.Wenn wir uns etwas mehr umgutes Benehmen bemühen, verbessertdies unsere zwischenmenschliche Atmosphäre.Nie mand wird bezweifeln,dass diese Faktoren für unser Zusammenlebenimmer wichtiger werden, jeenger es auf diesem Planeten für dieMenschen wird.
Wie sehr können gute beziehungsweiseschlechte Manieren die Karrierebeeinflussen?Unternehmen suchen Unternehmenskultur.Dazu gehören anspruchsvolle Umgangsformen der Mitarbeiter. GuteManieren fördern die Karriere definitiv.
Wie wichtig ist es, sich über ausländische Sitten zu informieren,wenn man in ein anderes Land fährt?
Menschen aus anderen Kulturen erwarten zu Recht, dasswir deren Sitten und Gebräuche kennen, wenn wir ihr Landbesuchen. Wenn nicht, können wir leicht unser Gesicht verlieren.Neben der englischen Sprache ist die internationaleBusiness Etikette in der globalisierten Berufswelt die zweiteweltweite Verständigungsform. Sie zu beherrschen istoft entscheidend für Geschäftserfolge mit ausländischenPartnern.
Es gibt Benimmkurse für Kinder. Abwelchem Alter macht das Sinn?
Jeder Unterricht macht Sinn, wennwichtige Kenntnisse altersgerechtvermittelt werden. Kindern machendiese Kurse sehr viel Spaß.
Gibt es Tischmanieren, die heutenicht mehr aktuell sind, um die esIhnen leid tut?
Nein. Rülpsen beispielsweise wareinmal en vogue und geht mirbei Tisch überhaupt nicht ab.Passieren auch einem ThomasSchäfer-Elmayer einmal Knigge-Fauxpas?Natürlich macht jederMensch Fehler. Wenn diesunangenehm für andere ist,muss man sich wenigstensentschuldigen.