Das Palais Coburg im 1. Wiener Gemeindebezirk wurde auf dereinstigen Braunbastei, zu deren Fundamenten Befestigungsanlagenaus dem 16. Jahrhundert zählen, im Jahr 1840 erbaut. Im ZweitenWeltkrieg beschädigt, drohte dem historischen Gebäude der Verfall.Bis es der Weinliebhaber Peter Pühringer über seine Privatstiftung"POK Pühringer Privatstiftung" erwarb.
wein.pur: "Die POK Pühringer Privatstiftung fördert mit MillionenbeträgenTheater und die Wiener Sängerknaben, finanziertKunstausstellungen, vergibt Leistungsstipendien an Gymnasiastenund betreibt in enger Zusammenarbeit mit der UniversitätWien Kapitalmarktforschung. Was inspiriert Sie?"
Peter Pühringer: "Kultur und Bildung in symbiotischem Doppelsinn.Kulturbildung und Bildungskultur. Vermögen zu habenbringt die Verantwortung mit sich, die Zukunft für das Gemeinwohlzu gestalten."
wein.pur: "Sie stammen ursprünglich aus Deutschland. Warumsind Sie nach Wien gekommen?"
Peter Pühringer: "Ich habe österreichische Wurzeln von väterlicherSeite, aber eigentlich bin ich wegen des großzügigen Stiftungsgesetzesin Österreich von Berlin nach Wien gezogen. Esgefällt mir einfach nicht, wenn jemand anderer das Sagen über meinGeld hat."
wein.pur: "Wollten Sie nicht als Privatier in Wien mit Ihrer FrauKarla leben? Sechs Monate hielten Sie durch! Das historischePalais Coburg ist jetzt nicht nur Hotelresidenz, Event- undGourmetzentrum, hier befindet sich auch das Institut für StrategischeKapitalmarktforschung."
Peter Pühringer: "Ich bin halt leidenschaftlicher Unternehmerund habe immer das Glück gehabt zur richtigen Zeit am richtigenOrt zu sein. Ein reizendes Projekt wie Palais Coburg warin Berlin einfach nicht möglich. Ich wollte dieses Meisterwerkder Architektur mit neuem Leben füllen. Wir hatten die Visioneines Hauses, in dem Kunst und Wissenschaft, Kultur undWirtschaft, Geschichte und visionäres Schaffen vereint sind.Wir folgten dem LeitgedankenVergangenheit bewahren - Zukunftgestalten’."
wein.pur: "Sie haben 20 Millionen Euro in Wein investiert. Dasist eine beträchtliche Summe. Zu welchem Zweck dienen dieseWeine?"
Peter Pühringer: "Natürlich binden wir mit dieser Sammlungerhebliches Kapital. Wir verbinden damit aber auch das Palais Coburgsehr nachhaltig mit hohem Kulturgut. Dass wir damit kulturbeflisseneGenießer an das Palais Coburg und Wien binden können,ist unser Ziel und unsere Hoffnung. Bestimmte Weine sindauch ein intelligentes Investment."
wein.pur: "Welcher Weine dienen als Investment?"
Peter Pühringer: "Ich habe in die höchst klassifizierten Gewächseaus Bordeaux und Burgund aus alten, guten Jahrgängen undzertifizierter Echtheit investiert. Weine wie diese gibt es nichtmehr. Die Nachfrage wird immer größer als die Menge sein."
wein.pur: "Auf was soll man achten bei Wein als Investment?"
Peter Pühringer: "Sie müssen aufpassen. Man findet oft ein unddenselben Wein zu höchst unterschiedlichen Preisen - mancheVerkäufer sind eben sehr gierig, andere sehr naiv. Grundsätzlichhat die liquiditätsgetriebene Euphorie der vergangenen Jahre diePreise von seltenen Weinen enorm in die Höhe getrieben. Wiebei jeder Anlage ist auch beim Weinkauf Information alles."
wein.pur: "Sie arbeiten an einer Datenbank mit aktuellen Preisenund Informationen zu edlen Tropfen."
Peter Pühringer: " Ja, das ist eine Art Bloomberg für Wein. Dassoll dem Markt in der Zukunft mehr Transparenz geben. Mit zunehmendemAlter wird der Wert der Weine auch in hohem Maßvon den Lagerbedingungen und der Umschlagshäufigkeit bestimmt.Dokumentierte Herkunft, nachvollziehbare Reifebedingungen,Flaschenzustand und Füllhöhen sind von höchster Bedeutung."
wein.pur: "Sie haben Kritik an den Auktionshäusern wegen derZusammenstellung von Lots geäußert."
Peter Pühringer: "Bei älteren Weinen haben die Flaschen einrecht unterschiedliches Füllniveau. Je niedriger das Füllniveau, destohöher ist aber das Risiko des Käufers. Verkostet man zwei Flaschennebeneinander, ist jene mit dem höheren Füllniveau auchmeist frischer und lebendiger. Im Palais Coburg Weinarchiv gibtes deshalb unterschiedliche Preise - je nach Füllniveau. Die Auktionshäusersollten ähnlich vorgehen und die Lots nach Füllniveauder Flaschen aufteilen. Man sollte nicht den gleichen Preis für eineFlasche in schlechterem Zustand bezahlen müssen. Die Gründe,die Lots zusammen zu lassen sind rein pekuniär."
wein.pur: "Welche Weine trinken Sie am liebsten?"
Peter Pühringer: "Meine Vorliebe für Bordeaux ist nicht zu leugnen.Bordeaux liegt mir besonders am Herzen, ganz einfach weil ich,wie mit einem alten Freund, auch mit ihm mehrmals positive Erfahrungengemacht habe. Meinen 65. Geburtstag habe ich im engenFreundeskreis verbracht. Da ich zum Dreikönigsfest Geburtstaghabe, haben wir auch mit drei Königen gefeiert! Drei Magnums habenwir getrunken: 1945 Château Mouton Rothschild, 1947 ChâteauCheval Blanc und 1961 Château Latour. Das war ein Fest!"
wein.pur: "Trinken Sie immer solch hochwertige Weine?"
Peter Pühringer: "Das Spiel zwischen großen und kleinen Weinenbleibt lebendig indem man beide immer wieder genießt."
wein.pur: "Gibt es einen Unterschied zwischen Weinen heuteund damals, außer ihr Alter?"
Peter Pühringer: "Vor 25 Jahren bin ich öfter nach Frankreichgefahren. Dabei lernte ich viel über die Bedeutung der Böden, desWeinklimas und der Witterungsbedingungen bei der Weinherstellung.Besonders einprägsam und intensiv kam das bei Verkostungenvon älteren, hochklassigen Weinen zum Ausdruck. Ich glaube, dashängt auch damit zusammen, dass die Weine früher natürlicherhergestellt wurden. Terroir verwischende Önologie gab es damalsnoch nicht. Die Weine drückten ihren Ursprung deutlicher aus."