Alkoholfrei und Leichtbier

Ein Artikel von Karin Vouk | 05.05.2021 - 10:19

Auch wenn die Fastenzeit schon fast vorbei ist, alkoholfreie Biere und Leichtbiere haben das ganze Jahr ihre Berechtigung. Verzichten ist halt einfach einfacher, wenn man sich ein wenig was gönnt!

Bier in Maßen getrunken gehört eindeutig zu jenen Genussmitteln, die durch eine Vielzahl an Vitaminen und Spurenelementen zu den gesunden Lebensmitteln zählen. Ganz besonders gilt das, wenn das Bier wenig bis keinen Alkohol enthält. Dabei zeigt sich seit Jahren immer öfter: Die Biere sind viel besser als ihr Ruf. Das liegt auch daran, dass in diesen Bereich besonders viel Entwicklungsarbeit gelegt wird.

Wofür sich alkoholfreie und alkoholarme Biere besonders gut eignen

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Alkoholfreies Bier ist eine Kategorie, die wie kaum eine andere polarisiert. Bei genauer Betrachtung machen die Produkte jedoch geschmacklich viel Spaß. © Jack Frog / shutterstock.com

Klassisch ist natürlich ein Bier nach dem Sport. Die isotonische Wirkung vollbringt hier Wunder. Einzig Salz fehlt, davon nehmen wir in der Regel aber sowieso eher zu viel zu uns. Man kann die Wirkung natürlich auch dazu nützen, um einem etwas schwächelnden Kreislauf ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. Ebenso kann man eine Diät mit alkoholfreiem Bier, besonders mit naturtrübem, gut unterstützen. Da der Hopfen appetitanregend wirkt, ist es besser, zu einem wenig gehopften Bier zu greifen. Hier ist alkoholfreies Weißbier am besten. Manchmal will oder sollte man einfach auf Alkohol verzichten, aber es würde jetzt so gut zum Mittagessen passen. Im letzten Fall gehen dann einfach Job und Führerschein vor. Womit wir bei einer witzigen, schon fast bierhistorischen Bezeichnung wären. In der ehemaligen DDR nannte man das alkoholfreie Bier der Brauerei Engelhardt „Aubi“, das Autofahrerbier.

Wie alkoholfreie Biere entstehen

Es gibt mehrere Methoden, alkoholfreies Bier zu brauen. Die zwei häufigsten sind, den Alkohol entweder durch Umkehrosmose zu entziehen, oder durch unterdrückte oder gestoppte Gärung erst gar nicht zu viel Alkohol entstehen zu lassen. Diese beiden Wege werden gerne kombiniert und für sich oder zusammen bei den meisten im Handel erhältlichen alkohol­freien Bieren angewandt. Der Alkoholgehalt muss dabei unter 0,5 Vol.-% liegen.

Bei der Umkehrosmose wird dem Bier mittels Vakuumdestillation oder Membranverfahren ein großer Teil des Alkohols entzogen. Die Biere verlieren zusammen mit dem Alkohol aber auch einen Teil der Aromen, wodurch sie am Gaumen etwas wässrig wirken.

Bei der gestoppten oder unterdrückten Gärung wird zuerst die Bierwürze mit wenig Stammwürze und wenig vergärbarem Zucker eingebraut, vergoren wird bei sehr niedrigen Temperaturen um die 4 Grad. Die Hefe erzeugt unter diesen Bedingungen kaum Alkohol, aber einige der biertypischen Gärungsaromen. Die Biere, die so entstehen, empfindet man oft als etwas süß, sie duften nach Brot und Getreide. Dies wird gerne mit einem höheren Einsatz von Hopfen ausgeglichen. Weißbier hingegen bringt von sich aus genug Aromen mit, dass es einigen gar nicht auffallen würde, dass sie die alkoholfreie Variante trinken.

Eine neue Methode, die in der Brauerei Wieselburg entwickelt wurde, ist das Fallstrom-Verdampf-Verfahren. Damit gelingt es, den Alkohol wirklich komplett zu entziehen, ohne das Aroma des Biers zu verfälschen. So verbirgt sich hinter dem Heineken 0,0 nicht nur eine österreichische Innovation, sondern auch eines der besten alkoholfreien Biere, die wir bei der Verkostung im Anschluss dabeihaben durften.

Leichtbier, eine neue Erfindung?

Seit einigen Jahren kann man beobachten, dass es immer mehr Leichtbiere gibt. Man geht aber davon aus, dass es bereits in den Klöstern im Mittelalter Ähnliches gab. Dünnbier wurde kostenlos an die Pilger ausgegeben. Da das Wasser für die Bierproduktion gekocht werden muss, war das die sicherste Methode, seinen Durst gesund zu stillen. Zuletzt gab es Dünnbier aus Rohstoffmangel in der Nachkriegszeit. Damals hatten die leichtesten der Dünnbiere 2 bis 3 Grad Stammwürze, das ist weniger als die Hälfte davon, was heute für ein alkoholfreies Bier üblich ist. Es wurden dabei auch Molke und Hirse verwendet.

GENUSS.Tipp der Autorin: Etwas, das ich besonders gerne bei einem Weißwurstfrühstück mache, wenn es mir für Alkohol noch etwas zu früh ist, ich aber doch nicht komplett alkoholfrei trinken will: Ich lasse mir Weißbier zur Hälfte mit alkoholfreiem Weißbier aufspritzen. Am besten funktioniert das allerdings zu zweit, weil es die alkoholfreie Variante meist nur in Flaschen gibt. So einen „Schnitt“ kann man natürlich auch mit anderen Bieren machen. Allerdings sollte man drauf achten, dass die Biere auch miteinander harmonieren.

Saure Radler

Was beim Wein der G’spritzte, ist beim Bier der Saure Radler. Wie beim Wein würde man auch nicht jedes Bier einfach mit Soda aufspritzen. Der Vorteil ist hier, dass der Geschmack nicht wie sonst beim Radler durch Limonaden verfälscht wird. Diese Variante ist im Osten Österreichs eher unbekannt, dafür in Vorarlberg besonders beliebt. Selten, aber doch findet man auch außerhalb von Vorarlberg Brauereien, die sauren Radler fix fertig in Flaschen abfüllen.

GENUSS.Bier: Die Top 5

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© Christian Kurz

  1. Stieglbrauerei zu Salzburg
    4,99 P. | Stiegl Freibier
  2. Brauerei Schwechat
    4,93 P. | Schlossgold
  3. Brauerei Zipf
    4,78 P. | Edelweiß Alkoholfrei
  4. Brauerei Wieselburg
    4,71 P. | Heineken 0,0
  5. Mohrenbrauerei
    4,69 | Mohren Radler Sauer

Alle Details & Ergebnisse zur Verkostung lesen Sie im GENUSS.Magazin 01-02/2021.

Die GENUSS.Kostjury

Verkostungsleiterin: Karin Vouk, Biersommelière und Beerkeeper [Master Level]
VerkosterInnen: Andreas Urban, Dipl. Braumeister, Dipl. Biersommelier und Präsident Bund österreichischer     Braumeister und Brautechniker, Stephan Hülber, Biersommelier und Absolvent FH Campus Wien, Romana Fertl,
Lebensmitteltechnologin, Ursula Tlapak, leidenschaftliche Bierkonsumentin