Ene der führenden Kräuterexpertinnen Österreichs aus den 1960er- bis 1980er-Jahren, Maria Treben, bezeichnete den Kräutertee einst als Wundermittel aus der „Apotheke Gottes“. Kamillentee besänftigt den beleidigten Magen, Brennnesseln entwässern, Holunderblüten bringen das Blut in Wallung. Das alles weiß heute längst nicht mehr jedes Kind, denn traditionelles Kräuterwissen wird nur noch selten zwischen den Generationen weitergegeben. Die Volksmedizin hat schon lange nicht mehr jene große Bedeutung wie zu den gerne zitierten „Großmutters Zeiten“. (Wann auch immer diese Zeiten waren, denn selbst heutige Großmütter hatten in ihrer Jugend kaum noch Kontakt mit den überlieferten Weisheiten längst vergangener Epochen.) Heute gehen Menschen oft ahnungslos am Sonntag durch den Wald, ohne zu erkennen, welch wertvolle Schätze sie umgeben. Die meisten kennen nicht einmal mehr die Namen der vielen Kräuter, die da am Wegesrand wachsen. Handyapps wie Pl@ntNet oder PictureThis können dabei helfen, Pflanzen mittels Handyfoto zu erkennen und zu bestimmen.
Spätestens aber, wenn es um die Verwendung von Pflanzen als Speise- oder Teekraut geht, sollte man diesen Apps ohne gelerntes und gelebtes (Heil-)Kräuterwissen jedoch nicht vertrauen. Bitte nicht falsch verstehen: Nichts und niemand soll uns daran hindern, in die freie Natur zu gehen und das üppige Angebot an wild wachsenden Pflanzen zu genießen. Das unsachgemäße Ernten kann jedoch der eigenen Gesundheit schaden und zudem den Fortbestand des Krautes am jeweiligen Standort gefährden. Beschaffen Sie sich daher Ihre Teekräuter in getrockneter Form idealerweise aus kontrolliertem Anbau aus der Apotheke, aus der Drogerie oder dem Reform- und Biohandel. Erleben Sie dann jede Tasse Kräutertee Schluck für Schluck. Und ganz sicher werden Sie bald Spaß daran haben, im eigenen Garten oder auf dem Balkon Teekräuter zu ziehen, die es mannigfaltig in Baumärkten, in Gärtnereien oder auf Wochenmärkten aus kleinbäuerlichem Anbau zu kaufen gibt.
Alles – nur kein Hokuspokus
Ab dem 19. Jahrhundert begann die Wissenschaft, die Pflanzenheilkunde zu entmystifizieren – dies sowohl in der Medizin als auch in den Naturwissenschaften. An die Stelle von übergeordneten, himmlischen Kräften trat die Macht des nachweisbaren Experiments. Nicht mehr (nur) der Glaube an die Heilwirkung von Pflanzen, sondern vor allem die Beweisbarkeit der Wirksamkeit trat in den Vordergrund. Heute weiß man, dass bei Pflanzen immer die Summe der Inhaltsstoffe die Wirkung bestimmt. Dadurch können Heilpflanzen verschieden ausgeprägte Wirkungen haben und bei verschiedenen Krankheitsbildern zur Anwendung kommen. Die wirksamen Inhaltsstoffe der Heilpflanzen unterliegen natürlichen Schwankungen, bedingt durch Klima, Standort und Erntezeitpunkt der Pflanze. Zubereitungen aus Heilpflanzen können weiterhin durch Lagerung und Herstellungsprozess in ihrem Gehalt an Inhaltsstoffen beeinflusst werden. Daher ist die Standardisierung der Ausgangsstoffe und Methoden für die Arzneimittelherstellung sehr wichtig. Phytopharmaka, Arzneimittel ausschließlich pflanzlicher Herkunft, enthalten definierte Mengen der Wirkstoffe und weisen gleichbleibende Qualität und Wirksamkeit auf. Generell zählt hierbei der gesamte Extrakt, eine Heilpflanze versteht sich als „Vielstoffgemisch“ mehrerer arzneilicher Wirkstoffe – ganz im Gegensatz zu synthetischen Wirkstoffen, die, als Einzelsubstanz verabreicht, eine bestimmte Heilwirkung hervorrufen sollen.
Kräutertee wirkt – und wie!
Kräutertees sind wahre Gaumenfreuden, die zudem auch das seelische und körperliche Gleichgewicht eines Menschen ins Lot bringen können. Sie helfen dabei, Alltagsbeschwerden und kleine Wehwehchen zu bekämpfen und ihnen vorzubeugen. Wenn nun eine Tasse mit heißem, duftendem Kräutertee getrunken wird, können wir uns davon drei bestimmte positive Wirkungen erwarten:
- Auch wenn Kräutertee (noch) von vielen Menschen „gegen“ etwas und nicht „für“ etwas getrunken wird, so soll der Tee immer Genuss bereiten, er soll gut schmecken. Und wenn die heiße Tasse dann auch noch statt „gegen Depressionen“ „für gute Laune“ sorgt, sind wir unserer zentralen Botschaft näher: Kräutertee besitzt ausgeprägten Wohlfühlcharakter und keinen Krankenhausmief!
- Kräutertee soll aus regionalem, nachhaltigem und wenn möglich biologischem Anbau stammen, damit man ihn selbst mit ruhigem Gewissen konsumieren kann und gleichzeitig der Natur etwas Gutes zurückgibt.
- Schlussendlich darf Kräutertee auch der Gesundheit dienen – genau dazu ist es auch sinnvoll, über die wichtigsten Wirkstoffe in den Kräutern Bescheid zu wissen, die eine etwaige gewünschte Wirkung unterstützen oder verbessern.
Haben Sie jetzt Lust auf Kräutertee bekommen? Das Rezept für eine feine Kräuterteemischung mit dem klangvollen Namen "Ich bin Optimist" finden Sie HIER!
GENUSS.Tipp
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