Domäne Wachau: Ein Blick hinter die Kulissen

Ein Artikel von Alexander Lupersböck | 03.03.2021 - 15:58
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Roman Horvath MW und Önologe Heinz Frischengruber © Domäne Wachau

Weingutsleiter Roman Horvath MW und Önologe Heinz Frischengruber haben vor rund zehn Jahren damit begonnen, Weine aus anderen Sorten als Grüner Veltliner und Riesling oder in einer anderen Ausbauform als der klassischen zu machen und nennen diese Linie „Backstage“. „Die Wachau ist sehr klassisch geprägt; man nimmt immer an, dass Smaragd das Beste der Wachau ist. Aber Smaragd ist nur ein Stil, das Beste sind die Rieden. Und mit zunehmender Erfahrung und Zeit traute ich mich auch, derart individuelle Lagenweine zu machen“, erklärt Heinz Frischengruber die Grundidee. Alle Backstage-Weine sind spontanvergoren, manche haben lange Maischestandzeiten, andere alternative Gärbehälter. „Wir wollen mit kleinen Mengen einfach zeigen, dass man auch in der Wachau ein bisschen was anders machen kann“, so Roman Horvath MW.

Die Backstage Weine

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© Domäne Wachau / GENUSS.Magazin

2019 MTX Müller Thurgau eXtrem | € 17,– (GENUSS.Wein-Bewertung: 3 Gläser)
Der Einstieg in die Natural-Wine-Welt, er hat Frische und Säure, kommt unfiltriert und ungeschwefelt in die Flasche. Die Trauben von der Ried Weiten­berg vergären im Betonei auf der Maische. Man ahnt den Grip schon
im frischen und duftigen Geruch: feine Birnen- Orangen- und Pfirsich­frucht, beschwingt, leicht, perfekt zur vegetarischen sommerlichen Küche oder leichten Fischgerichten.  

2019 Gemischter Satz Smaragd Uralt-Reben | € 23,– (GENUSS.Wein-Bewertung: 4 Gläser)
Die Reben wurden in den 1920er-Jahren am Vorderseiber gesetzt. Basis ist Grüner Veltliner, plus zwölf verschiedene, teils alte Sorten, von Heunisch bis Traminer. Da es damals noch keine Edelstahltanks gegeben hat, wird der Wein folgerichtig in großen Holzfässern ausgebaut. Vielfältiger Gaumenauftritt von pikant-salzig bis charmant-fruchtig. Hat Druck und Kraft, aber dabei immer Eleganz und Würze. Sehr charakterstarker Wein.  

Dass die Wachauer Herkunft interessante Weine aus fast allen Sorten und Stilen erlaubt, beweist der Rosé aus Pinot Noir. Schon Napoleon soll sich nach der Niederlage bei Dürnstein 1805 im Kellerschlössel mit Roséwein getröstet haben:

Der 2019 Rosé 1805 Reserve | € 14,– (GENUSS.Wein-Bewertung: 3 Gläser) zeigt rotweinige Kraft mit weißweiniger Frische, ist zart erdig und salzig mit viel Zug. Perfekt zum Grillen, kann auch mit einem Steak mithalten.
   
Beeindruckend eine Flasche des 2014 Rosé 1805 (GENUSS.Wein-Bewertung: 4 Gläser): Ganz frisch im Duft, Erdbeeren, Rhabarber. Feine Frucht hinten, sehr stimmig, totale Frische mit runder Reife, aber noch Potenzial für weitere fünf bis sieben Jahre.    

„Ich bin ein Maischefanatiker“, sagt Heinz Frischengruber, und das hat sich aus der Arbeit mit Amphoren ab 2009 ergeben. „Ich wollte und musste selbst lernen, was es damit auf sich hat." Und so präsentieren sich die folgenden Weine der letzten Jahre:

2015 Riesling Amphora (GENUSS.Wein-Bewertung: 4 Gläser)
Hauch Vanille, saftig, mit salzigem Background. Angenehm ruhig, lang, sehr feiner Gerbstoff.  

2014 Riesling Amphora (GENUSS.Wein-Bewertung: 3 Gläser)
Leder und Grafit; eine gewisse zarte Erdigkeit, die ihm sehr fein passt.  

2012 Riesling Amphora (GENUSS.Wein-Bewertung: 4 Gläser)
Perfekter Gerbstoff, hat Salz und Saft, dabei auch eine schiefrig-würzige Note. Außergewöhnlicher Grip, dabei ganz sanft.  

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© Domäne Wachau

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© Domäne Wachau / GENUSS.Magazin

Nicht nur spanische Tonamphoren, auch Behälter aus Granit und Marmor sind im Keller zu finden. „Ich wollte heimischen Stein haben. Granit gibt es in der Wachau nicht, Gneis ist zu porös, aber in Weißen­kirchen ist ein Marmorsteinbruch. Kalkadern findet man auch im Gneis des Spitzer Grabens, daher stammen von dort die Trauben für diesen Wein. Das Steinfass veredelt den Wein nicht, er muss schon da drinnen vinifiziert werden, um den Sinn zu erfüllen“, so Heinz Frischengruber.

2019 Grüner Veltliner Steinwerk | € 17,– (GENUSS.Wein-Bewertung: 4 Gläser)
Orangenschale, nasser Stein, charmant und doch sehr zupackend und puristisch, keineswegs exotisch oder überreif.  

Der 2019 Roter Traminer Spitz an der Donau Reserve € 23,– (GENUSS.Wein-Bewertung: 4 Gläser) fängt die Kühle und Säure des Spitzer Grabens gut ein. Feincremig und seidig, mit Würze, aber ohne Wucht.

Die Trauben für den 2018 Chardonnay Reserve | € 23,– (GENUSS.Wein-Bewertung: 3 Gläser) stammen von kalkigen Böden in Weißenkirchen. Mit ganz dezentem Holzeinsatz, vergoren in gebrauchten Barriquefässern, kernig, salzig und langlebig.  

Die 2018 Pinot Noir Reserve | € 23,– (GENUSS.Wein-Bewertung: 3 Gläser) ist recht erdig und griffig, mit anregender Tanninfrische. Am besten leicht gekühlt, ein Wein, der einfach Trinkfreude bereitet.  

Für den 2019 Grüner Veltliner V.D.N. |  € 22,– (GENUSS.Wein-Bewertung: 4 Gläser) werden Trauben in Smaragd-Qualität verwendet, um mit dem Veltlinerbrand Har­monie zu erzeugen. Das Motto: „Trinken, nicht nippen!” Und der Wein sorgt für einen Über­­rasch­ungseffekt. Viel Grip und Salz,wirkt leicht und lebhaft, dezente frische Süße.Es drängt sich die Frage auf, wie sehr Ideen aus dem Back­stage-Bereich das gesamte Sortiment beeinflussen?

Heinz Frischengruber: „Das Wichtigste ist die Traubenqualität. Über die Jahre haben wir es geschafft, auch in die Lagenweine immer mehr Charakter reinzubekommen. Die Entwicklung ging Richtung mehr Purismus, Herkunft, Präzision und Leichtigkeit. Und wir haben nun absolutes Vertrauen in unsere Weine, sind viel entspannter. Was wir im Kleinen ausprobieren, fließt in das Große ein. Die Weine haben eine Geschichte im Weingarten und sind nicht nur ein Experimentierfeld im Keller. Es ist unser Studierfeld, von dem wir möglichst viel dazulernen wollen.“
Präzision und Purismus ziehen sich durch die gesamte Backstage-Serie. Back to the roots – und die sind im Weingarten zu Hause.

GENUSS.Tipp: Hier finden Sie alle Informationen & Details zu unserem Verkostungs- und Bewertungssystem (GENUSS.Wein-Bewertung).

GENUSS.Info

Domäne Wachau
3601 Dürnstein 107, Tel.: +43 2711 371
office@domaene-wachau.at
www.domaene-wachau.at

Öffnungszeiten der Vinothek:
November bis März: Mo. bis Fr. 10 bis 17 Uhr
(an Feiertagen geschlossen)
April bis Oktober: Mo. bis Sa. 10 bis 17 Uhr