Rückblick

Turbulenter Weinjahrgang 2024

Ein Artikel von Denise Wachschütz | 05.03.2025 - 09:14
shutterstock_2352583139.jpg

© in_colors/Shutterstock.com

Die Hauptlese konnte zu einem großen Teil unter günstigen Voraussetzungen eingebracht werden. Gut ausgereifte, balancierte Weißweine mit feiner Frucht und Fülle sowie gemäßigter Säure, die die Merkmale der einzelnen Rebsorten klar wiedergeben, sind zu erwarten. Aller Voraussicht nach werden die tiefdunklen, konzentrierten Rotweine zu einem großen Jahrgang heranreifen, der zu den allerbesten der letzten Jahrzehnte zählen sollte.

Während der relativ warmen Hauptphase des Winters 2024 waren, im Vergleich zu den meisten früheren Jahren, genügend Niederschläge zu verzeichnen. Der Frühling erfüllte seinen Namen und startete bereits Anfang April mit traumhaftem Wetter – wolkenloser Himmel und hohe Temperaturen. Das bewirkte einen außergewöhnlich frühen Austrieb der Reben, was stets mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Auch diesmal sorgten in der zweiten Aprilhälfte die gefürchteten Spätfröste für eine Verminderung der Erntemenge. Diese traten allerdings regional sehr unterschiedlich auf: In den meisten Gebieten betraf der Frost lediglich tiefer gelegene Rieden, während er im Kamptal sowie in Teilen der Wachau und der Thermenregion auch Toplagen schädigte. Gegen Ende Mai und Anfang Juni setzten überall die erwünschten Regenfälle ein. Aufgrund des vorgezogenen Austriebs fielen sie in den meisten Weinbaugebieten mit der ebenfalls frühen Rebblüte zusammen, was zu Verrieselungen führte, die sich später ertragsmindernd auswirkten.

Ab Mitte Juni förderten anhaltend hohe Temperaturen in Niederösterreich und dem Burgenland – die nahezu den gesamten Sommer bis Anfang September anhielten – das schnelle Reifen der Trauben. In einigen Regionen fielen nahezu keine Niederschläge, während lokale Unwetter mit heftigen Hagelschlägen, etwa in den Weinorten östlich des Neusiedler Sees, in steirischen Weinbaugemeinden sowie im nordwestlichen Weinviertel, die Ausnahme bildeten. Den Abschluss setzte ein massiver Hagelschlag, der Ende August den Wiener Nussberg heimsuchte, also direkt vor dem Lesebeginn.

Nach einem drückend heißen Monatsbeginn kam es Mitte September im Osten des Bundesgebiets zu einem dramatischen Wetterumschwung. Stellenweise hielt dieser vier Tage lang an und brachte stürmischen Starkregen mit teils rekordverdächtigen Niederschlagsmengen und katastrophalen Überschwemmungen mit sich. Besonders betroffen waren dabei die niederösterreichischen Weinbaugebiete nördlich der Donau und die oberösterreichischen Weinbauenklaven, während die Regionen südlich der Donau sowie das Nordburgenland weitgehend verschont blieben.

Glücklicherweise war die Traubenreife dank des warmen Sommerwetters bereits weit fortgeschritten, sodass viele Winzer*innen den Großteil der Ernte noch vor dem heftigen Regen einbringen konnten. Auch das danach gelesene Traubengut zeigte sich bei hoher Zuckerreife in einwandfreiem Zustand. Häufig wurden gesunde, aber lockerbeerige Trauben gelesen, die durch relativ kleine, dickschalige Beeren mit geringem Saftanteil charakterisiert waren. Zusammen mit den bereits erwähnten Widrigkeiten wie Spätfrost, Verrieselung und zum Teil extremer Trockenheit während der Sommermonate resultierte dies in einer deutlich unter dem Durchschnitt der letzten Jahre liegenden Erntemenge.


Quelle: österreichwein.at