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Is it a man's world?
Ein Artikel von Birgit Kowarik | 08.03.2024 - 12:55
Der Weltfrauentag wird zwar nur einmal im Jahr zelebriert, aber bei den Themen handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess, der einer ständigen Aufmerksamkeit bedarf.
Vieles wird in diesen Tagen über die Gleichstellung von Frau und Mann gesprochen und geschrieben. Trotz vieler Errungenschaften zur Gleichstellung der Geschlechter sind drängende Themen, wie die dramatische Zunahme von Femiziden in Österreich sowie Lohnungleichheiten und Diskriminierung weiterhin präsent. Eine nachdrückliche Sensibilisierung zu diesen Brennpunkten in allen gesellschaftlichen Schichten ist notwendig, ohne sich dabei in endlose Debatten zum Gendern (siehe Binnen-I) verlaufen zu müssen.
Die Frauen und ihr Wein Die Grenzen zu klassische Frauen- und Männerberufen beginnen zwar immer mehr zu verschwimmen, dennoch lassen sich nach wie vor klare geschlechterspezifische Abgrenzungen erkennen. Berufe wie KindergartenpädagogInnen, AutomechanikerInnen oder Hebammen werden meistens noch einem bestimmten Geschlecht zugeordnet. Doch wie sieht es eigentlich in der heimischen WinzerInnen-Szene aus? Vorweg gesagt ist in den vergangenen Jahren der Anteil an Winzerinnen in Österreich stark gestiegen. Ist noch vor rund zwanzig Jahren eine weibliche Nachfolge an einem Weingut fast undenkbar gewesen, so gibt es heutzutage immer häufiger Jungwinzerinnen, die sich dem Weinmachen mit einer Selbstverständlichkeit verschrieben haben, ohne sich dabei als Frau erklären zu müssen. Vorbei sind die Zeiten, wo Winzerinnen-Initiativen wie „11 Frauen & Ihre Weine“ dem erstaunten Publikum erläuterten, dass Frauen mindestens genauso gut hochwertige Tropfen vinifizieren können, wie ihre männlichen Kollegen. Dennoch werden gerne Weine von Winzerinnen nicht greifbare Eigenschaften zugeschrieben, wie: „besonders elegant“ oder „mit weiblichem Charme gemacht“. Marketingtechnisch sind solche Attribute nachvollziehbar, dennoch hängt es primär vom Vinifizierungsstil der Winzerin beziehungsweise des Winzers ab, wie sich der Wein schlussendlich im Glas präsentiert. Aus meiner persönlichen Verkostungserfahrung lassen sich auch keine sensorischen Unterschiede bei Weinen von Winzerinnen ableiten. Vielmehr tendieren Frauen beim Weinmachen zum Perfektionismus, was folglich für qualitativ hochwertige, balancierte und sortentypische Weine spricht.
Die brüchige gläserne Decke Dass in der heimischen Weinszene nicht immer alles eitel Wonne ist, hat nahezu schon jede Frau einmal erfahren müssen. Es gibt sie (noch) - die vorwiegend ältere männliche Generation: abwertend als „alte weiße Männer“ bezeichnet, die unter anderem gerne in Wein-Gremien oder Verkostungspanelen ihre Vorherrschaft markiert. Hierbei nimmt man als Beobachterin oder auch als Betroffene wahr, dass Frauen zwar überwiegend akzeptiert werden, aber keinesfalls gleichgestellt und vollständig integriert sind. Sei es durch den gerade aktuellen Begriff des Mansplaining, wo Männer Frauen erklären, wie die (Wein)Welt „funktioniert“, aber auch durch bewusstes Ignorieren weiblicher Präsenz. Erfreulicherweise findet jedoch gerade in den vergangenen Jahren ein Generationenwechsel statt. Rollen-Klischees verschwinden immer mehr von der Bildfläche. Das Selbstbild von jüngeren Frauen und Männer bis zirka Mitte 40 hat sich verändert. Geschlechterstereotype und Rollenverteilungen werden von der jüngeren Generation mit Erstaunen und Unverständnis quittiert, wobei es immer noch ein großes Stadt-Land-Gefälle gibt - zugunsten der von Frauen, die in städtischen Strukturen leben. Nach wie vor schwierig wird es beim Thema der Kindererziehung. Winzerinnen erfahren häufig eine Dreifachbelastung, weil sie Beruf, Kinder und häusliche Tätigkeiten unter einen Hut bringen müssen. Das Selbstbestimmungsrecht der Frau sollte gerade hier im Fokus stehen, tut es aber nicht immer. Die Gründe dafür sind vielfältig und wurzeln unter anderem tief in traditionellen Rollenbildern, die sich über die Jahrhunderte hinweg verankert haben und nicht innerhalb weniger Jahrzehnte verschwinden werden. Die Zeit spricht jedoch für sich und in absehbarer Zukunft werden die Inhalte von Beiträgen zum Weltfrauentag wohl eine andere Tonalität haben.
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