Brauerportraits: David Hertl

Ein Artikel von Candy Sierks | 23.10.2015 - 22:41
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© David Hertl

Wer seinen Lebenslauf liest, stellt sich einen Mittvierziger vor, der mit beiden Beinen im Leben steht, seine Ziele erreicht und seine Wünsche erfüllt hat. David Hertl, Gründer und Braumeister der Braumanufaktur Hertl sowie der St. Erhard Brauerei und Store Manager der Bierothek in Bamberg, ist jedoch erst 24 Jahre alt. Seine Geschichte beginnt mit den Worten: „Ich bin Brauer, weil mein Opa unbedingt wollte, dass ich als letzter von drei Söhnen Elektroniker wie er werde, und weil mein Vater Winzer in Franken ist.“

Was zunächst nicht wirklich nach einer Erklärung klingt, wird im Laufe der Erzählung zu einem sinnvollen Gesamtbild. „Mein Opa hat den großen Fehler begangen, mich als Praktikant für eine Elektronikerstelle in eine Brauerei mitzunehmen“, beginnt David, seine Geschichte zu erzählen, und erklärt, wie dieser Tag sein Leben verändert hat. Die großen Brauanlagen hätten ihn so angelächelt, und er sei, nachdem ihm das „Strippenziehen und Ausleuchten“ keinen Spaß gemacht hat, einfach zum Brauereichef gegangen, um ihn nach einem Praktikumsplatz in der Brauerei zu fragen. David war damals 16 Jahre jung, hatte seinen ersten Sud in der IKEA-Küche seiner Mutter angesetzt, diese damit letztendlich ruiniert und er hatte nur einen Wunsch: ausziehen und Brauer werden. Über seinen Vater, der Winzer in der Region Franken ist, hat er schließlich eine Lehrstelle in einer kleinen Brauerei bekommen. „Ich musste ein Jahr überbrücken und habe dann die Zeit genutzt und insgesamt elf Praktika in Brauereien und Mälzereien absolviert. Danach wusste ich, Brauer und Mälzer ist der geilste Beruf ever.“

David hat seine Lehre mit 20 erfolgreich beendet und mit 22 den Meisterbrief an der Wand hängen gehabt. Direkt im Anschluss ging er zu Doemens, um den Biersommelier zu machen. Seine Braustätte in der mütterlichen IKEA-Küche wurde kurzerhand in den Schlachtraum auf dem Hof übersiedelt, und er begann schließlich, als Braumeister in einer kleinen Brauerei in Franken zu arbeiten. „Wirklich zufrieden war ich nicht, weil ich nicht so kreativ sein konnte, wie ich es mir gewünscht hatte.“

Im Biersommelier-Kurs lernte er dann aber Christian Klemenz von St. Erhardt kennen, durch den er in die Selbstständigkeit schlitterte und sich in kürzester Zeit seine jetzige Situation aufbaute. In der Braumanufaktur Hertl ist die ganze Familie beschäftigt. Die beiden Brüder kümmern sich um die Rohstoff-beschaffung und die Bierauslieferung, und seit Anfang 2015 steht sogar der Vater bei seinem kreativ brauenden Sohn unter Vertrag. „Ich bin der einzige Braumeister in Deutschland, der einen Winzer beschäftigt, der gleichzeitig sein Vater ist.“ David produziert nur kleine Mengen, dafür aber große Vielfalt. Im Jahr tüftelt er 30 bis 40 neue Brauspezialitäten aus, pro Sorte füllt er nur 200 Flaschen ab. „Bei mir ist alles neu und kreativ. Das normalste Bier, das wir im Sortiment haben, ist das naturtrübe Kellerbier. Unsere Flaschen sind aus Ton, werden mit dem Etikett beklebt, mit Wachs versiegelt und handsigniert.“ Da stellt sich natürlich die Frage der Verfügbarkeit, die David lässig mit: „Wir verkaufen einfach das, was da ist. Und wenn es weg ist, ist es weg.“ beantwortet.

In den Großstädten beliefert er einige Händler. Zudem ist das Bier in der eigenen Bierothek in Bamberg erhältlich. Der einfachste Weg ist laut David die Autobahnabfahrt Schlüsselfeld und dann schauen, was er so da hat. In David Hertl steckt wahres Herzblut für die Biervielfalt. In Kombination mit seiner Kreativität und seinem Mut ergibt das seine wirklich besonderen Brauspezialitäten.