Der Erdapfel – ein konkurrenzloses Lebensmittel

Ein Artikel von Ulrike Krasa | 18.09.2019 - 17:00
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© Herbert Lehmann

Welches andere Nahrungsmittel kann mit 5.000 unterschiedlichen Sorten aufwarten, einer Jahrhundertelangen Geschichte, die über ganze Ozeane reicht und einer kulinarischen Vielfalt, die in allen Küchen der Welt zu finden ist? Sie ist ein Multitalent in Farbe und Form, genügsam beim Anbau, universell in die herrlichsten Speisen verwandelbar und punktet mit wertvollen Inhaltsstoffen.

Christoph Kolumbus sei Dank! Fand doch über ihn und seine spanischen Seefahrer das kuriose Mitbringsel im Lauf des 16. Jahrhunderts über Spanien, Frankreich, England und Italien schließlich den Weg ins Herz Europas. Die wagemutigen Eroberer lernten den Erdapfel bei den Indianern in den Hochländern der Anden kennen und nahmen ihn mit. Die Inkas schätzten die Knollen sehr, denn sie wuchsen auch noch in 3.000 Höhenmetern wunderbar, ganz im Gegensatz zu Mais und Bohnen.

Zunächst wurden Erdäpfel bei uns nur als Zierpflanze angesehen und mit Heilwirkungen in Zusammenhang gebracht. Oft wurden aus Unwissenheit die giftigen grünen Beeren gegessen, die sich aus den Blüten entwickeln, womit sich die Menschen schwere Vergiftungen zuzogen. Es war unüblich, etwas zu essen, das aus dem Boden ausgegraben wurde. Aber mit der Zeit erkannte man in der Knolle eine kostengünstige, leicht anzubauende und genügsame Feldfrucht. Noch dazu gut zu lagern sowie als Speise äußerst nahrhaft und sättigend. In Österreich baute man die Erdäpfel erstmals im Stift Seitenstetten um 1620 an. Der Abt selbst führte Buch über Tipps und Rezepte. Später verpflichtete Maria Theresia die Bauern dazu, Erdäpfel anzubauen, da sie deren große Bedeutung im Kampf gegen den Hunger erkannt hatte. Heute isst jeder Österreicher im Schnitt 60 Kilo Erdäpfel pro Jahr.

Es sind die inneren Werte

Erdäpfel enthalten 15 bis 21 Prozent Stärke, die roh unverdaulich ist, gegart aber zu 90 Prozent vom Körper aufgenommen wird und uns als Energielieferant dient. Weiters zwei Prozent Eiweiß mit hoher biologischer Wertigkeit, das bedeutet, dass dieses Eiweiß besonders gut von unserem Organismus in körpereigenes Protein verwandelt werden kann. Mit einem äußerst geringen Fettgehalt von 0,1 Prozent sind Erdäpfel völlig zu Unrecht als Dickmacher verschrien. Denn 100 Gramm enthalten nur 70 kcal, Nudeln oder weißer Reis hingegen 350 kcal bei gleicher Menge. Was bei einem Teller Erdäpfelmahlzeit dick macht, sind Saucen, fettes oder paniert gebackenes Fleisch und das Öl beim Frittieren. Aber auch der Vitamin- und Mineralstoffgehalt kann sich sehen lassen: 100 Gramm Erdäpfel enthalten rund 22 Milligramm Vitamin C, wichtig zur Unterstützung unserer Abwehrkräfte. Die Ernährungswissenschaft gab den Erdäpfeln deshalb sogar einmal den Namen „Zitronen des Nordens“. Dazu kommen noch die Vitamine der B-Gruppe, vor allem B1, B2, Niacin und Vitamin B6, welche unsere Nerven und Vitalität stärken. Eine Unterversorgung mit B-Vitaminen kann zu verringerter körperlicher oder geistiger Leistungsfähigkeit, Müdigkeit sowie einer erhöhten Infektanfälligkeit führen. Unser Körper kann diese Vitamine nicht speichern. Deshalb sollten sie am besten täglich neu über die Nahrung zugeführt werden.

Herausragend ist auch der hohe Kaliumgehalt der Knolle von 410 Milligramm pro 100 Gramm – mehr noch als jener der Banane. Und auch der Magnesiumgehalt von 27 Milligramm pro 100 Gramm ist beachtlich. Mit einer Portion Erdäpfel hat man schon ein Viertel des Tagesbedarfs an Magnesium gedeckt. Und das eine Milligramm Eisen pro 100 Gramm kann dank des gleichzeitig hohen Vitamin C-Gehaltes besonders gut vom Körper aufgenommen werden.

Bei so vielen Vorteilen kommt einem der einzige Wermutstropfen wirklich winzig vor: Erdäpfel sind Nachtschattengewächse und produzieren ein Nahrungstoxin, das Solanin. In unreifen Knollen, in Stellen, die durch möglichen Lichteinfluss vielleicht grünlich geworden sind und in den Keimstellen, den Augen, ist der Solaningehalt relativ hoch. Deshalb sollte man grüne Stellen besonders großzügig ausschneiden, ebenso wenn die Erdäpfel bereits zu keimen begonnen haben, die sogenannten Augen und wurmartigen Keimansätze. Solanin ist hitzebeständig und geht teilweise sogar ins Kochwasser über, darum sollte man dieses nicht weiterverwenden. (...)

Den gesamten Artikel mit weiteren wissenswerten Informationen rund um die Erdäpfel (zB nährstoffschonende Zubereitung, Eigenschaften der unterschiedlichen Erdäpfelsorten etc.) lesen Sie im aktuellen GENUSS.Magazin 06/2019.

Wenn Sie jetzt Lust auf Erdäpfel bekommen haben – hier haben wir ein paar klassische Rezepte für Sie zusammengestellt.

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