Es schlägt sich bei vielen Menschen enorm auf das Gemüt und auf die gute Laune, wenn die Tage kurz sind, oft von morgens bis abends keine Sonne scheint und rund um uns alles in dicken, kalten Nebel oder in Nieselregen gehüllt ist. Man spricht von der Herbst- oder Winterdepression. Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen im Alter zwischen 25 und 50 Jahren.
Was weiß man heute über die Hauptursache für die Herbst- und Winterdepression?
Es ist der Mangel an natürlichem Tages- und Sonnenlicht. Viele von uns sehen den ganzen Tag kein natürliches Licht. Sie verlassen frühmorgens im Finstern die Wohnung und kommen abends im Dunkeln nach Hause. In der Medizin spricht man daher auch von einer „Lichtmangel-Depression“. Künstliches Licht, auch wenn es noch so grell ist, wird vom Organismus - speziell von der Zirbeldrüse - als Dunkelheit registriert. Das Gute an dieser Befindlichkeitsstörung ist jedoch, dass das Leiden wie weggezaubert ist, wenn es in einigen Monaten Frühling wird, und die Sonne wieder vom Himmel lacht. Wenn man jedoch nichts dagegen unternimmt, ist diese Zeit eine schwere Belastung für den Betroffenen.
Was ist der Unterschied zwischen der Herbstdepression und der echten klassischen Depression, die unbedingt vom Psychiater oder Psychotherapeuten behandelt werden muss?
Das kann man sehr leicht feststellen: Bei der Lichtmangel-Depression ist man sehr müde, will unentwegt schlafen und ist nachher wie gerädert. Man will viel essen, hat Heißhunger auf Schokolade und Süßes im Allgemeinen sowie auf Teigwaren. Gibt man diesem Drang nach, nimmt man eventuell zu, was noch depressiver machen kann. Man ist mitunter auch gereizt, angespannt und nervös, will sich zurückziehen und einsam sein. Bei der klassischen Depression will man im Gegenteil nichts essen, hat Schlafstörungen, nimmt ab und ist vielfach selbstmordgefährdet. Das sind ganz andere Begleiterscheinungen und Alarmzeichen.
Wie geht man erfolgreich gegen die Herbstdepression vor?
Eine der wichtigsten Maßnahmen ist natürliches Licht tanken. Wenn keine Sonne scheint, dann zumindest Tageslicht, auch wenn es noch so spärlich zur Verfügung steht. In leichten Fällen genügt es oft, jeden Tag - etwa in der Mittagspause - hinaus ins Freie zu gehen, auf die Straße, in den nächsten Park oder am Wochenende hinaus in die Natur. Wenn die Sonne scheint, sollte man mindestens zehn Minuten die Strahlen auf sich einwirken lassen. Der beste Trick: das Gesicht der Sonne zuwenden, den Mund öffnen und der Sonne die Zähne zeigen. Diese nehmen die Sonnenstrahlen wie Diamanten auf und leiten sie intensiv als Energie in den Organismus weiter. Wissenschaftler haben das den Krokodilen abgeschaut. Wenn den Tieren kalt ist, öffnen sie das Maul und lassen die Zähne von der Sonne bescheinen, um schneller Wärme tanken zu können. Alternativ kann man sich auch eine so genannte Vollspektrumlampe besorgen. Sie liefert ein der Natur nachempfundenes Licht und man bestrahlt sich täglich ein bis zwei Stunden damit.
Kann man die Herbst- und Winterdepression auch über die Ernährung bekämpfen?
Auch da gibt es mehrere sehr wirksame Möglichkeiten:
o Täglich zwei bis drei reife Bananen genießen. Die Hormonstoffe Serotonin und Norepinephrin sind für gute Laune und positives Denken verantwortlich. Aber auch der sekundäre Pflanzenstoff Katecholamin hilft da sehr, weil er beruhigt und stimmungsaufhellend wirkt.
o Champignons sind wichtig. Wir brauchen in dieser Jahreszeit das vom Körper selbst erzeugte Vitamin D. Es kann in unserem Organismus nur dann gebildet werden, wenn Sonne und reichlich Tageslicht auf unsere Haut auftrifft. An düsteren Tagen können wir nicht genügend Vitamin D produzieren. Daher müssen wir es über die tägliche natürliche Nahrung zuführen. Das Vitamin D kommt nur in wenigen Nahrungsmitteln vor. Zum Beispiel: im Meeresfisch und in Pilzen, vor allem in Champignons. Es gibt an der Tufts Universität in Boston, USA, eine Faustregel: 200 Gramm Champignon ersetzen zwei Tage Sonnenschein.
o Hirse-Gerichte essen: Auch das kann gegen die Herbst- und Winterdepression helfen. Man nannte die Hirse bereits im Mittelalter das „fröhliche Getreide“. Heute weiß man: Hirse speichert Sonnenenergie lange ab und gibt sie über die Nahrung an den menschlichen Organismus weiter.
o Anis-Fenchel-Kümmel-Tee ist ein Gute-Laune-Tee für triste Novembertage. Zu gleichen Teilen die Gewürze mischen. Einen Esslöffel mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, acht Minuten ziehen, durchseihen, mit etwas Honig süßen und lauwarm trinken.