Lebkuchen und Wein?

Ein Artikel von Siegrid Mayer | 16.12.2020 - 13:45

Ein Heil- und Arzneimittel und keine Süßigkeit wie heute sollte der Gewürzkuchen eigentlich seit frühester Zeit sein. Schon die Ägypter kannten die mit Gewürzen und Honig verfeinerten Brotkuchen als Grabbeigaben. Die Römer hatten panis mellitus, einen mit Honig gebackenen Kuchen, der sich durch lange Haltbarkeit auszeichnete. Im Laufe der Zeit verbreitete sich die auch als Pfefferkuchen bekannte Spezialität entlang der Gewürzstraßen und trat den Eroberungszug europäischer Gaumen an. Lebkuchen war ein Bestandteil der Fastenküche und wurde in Klöstern zu starkem Bier serviert. Pilger und Wallfahrer schätzten ihn als Proviant und nahmen ihn gerne bei der Heimreise aus Wallfahrtsorten mit – wo er auch heute noch zelebriert wird, denken wir nur an den Lebkuchen aus Mariazell.

Jetzt ist die Zeit!

Lebkuchen wird natürlich nicht nur, aber am häufigsten zur Weihnachtszeit genascht. Und genau diesem Setting widmen wir diese Verkostung: Man sitzt nach einem gemütlichen Essen mit seinen Liebsten beisammen, von der Flasche Wein, die man als Speisenbegleiter geöffnet hat, ist noch etwas übrig. Hat dann der zu Weihnachten obligate Keksteller seinen Auftritt, greift man beherzt zu, probiert dieses und jenes – und nippt am Weinglas. Es dauert einige Sekunden, bis sich die Aromen vermengen, bis man die Harmonie zwischen dem Gebäckstück und dem Wein erfasst hat. Spätestens dann wird es spannend!

Gut für die Seele, gut am Gaumen

Um Ihnen diesen Genussmoment vorwegzunehmen, haben wir eine feine Auswahl an Lebkuchen zusammengestellt, die wir gemeinsam mit prämierten Weinen aus unseren aktuellen Verkostungen ob ihrer Kombinierbarkeit überprüft haben. Die ausgesuchten Lebkuchen stammen aus österreichischen Bäckereien und aus dem Lebensmittelhandel und stellen einen Querschnitt der angebotenen Spezialitäten dar: klassisch, mit Marzipan gebacken, auf Oblaten, überzogen mit Schokolade, mit Trockenfrüchten und Nüssen verfeinert, mit Marmelade oder mit Rohmarzipan gefüllt und glasiert. Die dazugehörige Lebkuchenverkostung finden Sie gleich hier. Die Selektion der Weine reicht von trocken über halbtrocken bis zu süßen Prädikatsweinen und Wermut. Alle Weine wurden im Laufe des Jahres für verschiedene Weintrophies von der GENUSS.Weinredaktion verkostet und bewertet, die Süßweine finden Sie im GENUSS.Magazin 08/2020, ebenso die Wermut-Story (letztere gleich auch hier ).

Unser GENUSS.Fazit

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© Christian Kurz

Um es nicht unnötig spannend zu machen: Es kam anders als erwartet, denn nicht der Restzucker im Wein machte den wichtigsten Faktor aus, sondern die Säure! Deshalb finden sich bei den Favoriten der Verkostung auch die säurebetonten Rebsorten Riesling und Sämling ganz vorne. Denn erst eine harmonische Kombination von Süße und Säure erzeugt Spannung. Als unsere Favoriten für die Kombination mit Wein stellen sich die folgenden Lebkuchen heraus, wobei die ersten drei Produkte nach besonderer Erwähnung verlangen. Sie besitzen jene ausgeprägte Würze und puristische Konsistenz, wie man sie von Lebkuchen in Kombination mit Wein erwarten sollte:

  • Konditorei Peintner, Früchte-Lebkuchen
  • Gregors Konditorei, Elisenlebkuchen mit Schokolade
  • Konditorei Regner, Elisenlebkuchen in Schokolade
  • Spar Premium, Mariazeller Lebkuchen
  • Pirker Lebkuchen, Herrenlebkuchen
  • Konditorei Hartner, Orangen-Marzipan-Stangerl
  • Bäckerei Mangold, St. Galler Biberle

Welcher Wein (oder Wermut) zu welchem Lebkuchen? Die Ergebnisse dieses spannenden Foopairings stellen wir Ihnen hier zum Download zur Verfügung.

Überzeugen Sie sich nun selbst – kosten, riechen und schmecken Sie. Wir wünschen viel Freude in dieser besinnlichen Zeit. Verlassen Sie sich auf Ihre Sinne!

Die GENUSS.Kostjury

Siegrid Mayer (Diplom Sommelière), Alexander Lupersböck (Weinakademiker und GENUSS.Chefredakteur-Stv.), Klaus Postmann (Weinakademiker und GENUSS.Chefredakteur).

GENUSS.Tipp

Wie Sie Ihre Sinne beim Genießen schärfen können, lesen Sie hier.