It’s Veltliner Time Darling!

Alles Attribute, die dem Grünen Veltliner aus Österreichs Weinbaugebieten gerecht werden
 Als wandelbare Kostbarkeit wird der Grüne Veltliner hochgeschätzt. Auch auf Österreichs Weinkarten ist er der Burner und international betrachtet hat er mittlerweile Berühmtheit erlangt. Österreichs meistangebaute weiße Rebsorte ist aus der Weinwelt nicht mehr wegzudenken. Spätestens im Jahr 2002 nach dem berühmten London-Tasting, bei dem, blind verkostet, sieben österreichische Weine unter die Top-10 der Weißweine kamen (davon fünf Grüne Veltliner!), wusste man weltweit, dass der Paradewein aus Österreich einiges zu bieten hat. Er ist Weinexportartikel Nummer eins; auf gut einem Drittel der Rebflächen wird der Veltliner angepflanzt. Die Rebsorte wird meist trocken ausgebaut, entweder klassisch im Stahltank oder in großem oder kleinem Holz. Auch Betoneier oder andere Behältnisse werden eingesetzt, Maischestandzeiten sind keine Seltenheit. Auch einige sehr spannende Schaumweine und Prädikatsweine bereichern die Welt der Veltliner.

Sensorischer Allrounder
Das Schöne am Grünen Veltliner ist, dass er die gesamte Bandbreite abdecken kann – vom einfachen Tischwein bis zum fantastisch komplexen Solisten zeigt diese Rebsorte wahre Größe.
Fast 200 Jahre kann man das Vorkommen dieser Rebsorte zurückverfolgen. Lange Zeit war er nur Massenträger und von eher minderer Qualität. Noch in den 80ern war er DER typische Schankwein, aber spätestens nach dem Weinskandal 1985 gab es einen riesigen Qualitätsschub, der bis heute anhält. Aus dem Massenwein aus Dopplerflaschen wurde ein Topprodukt. Als sensorischer Allrounder passt er in fast jede Speisenfolge. Die einfachste Jause wird ebenso bereichert wie das komplexeste Gericht. Jedes Weinbaugebiet hat außerdem seine ganz eigene Typizität.
Das Weinviertel bringt duftige, würzige Weine, die Wachau tief mineralische und von zarter Botrytis begleitete Schönheiten sowie glasklare Frucht im Kamptal, tiefe Würze am Wagram, Frische in Carnuntum, duftige Leichtigkeit im Seewinkel am Neusiedlersee und burgundische Anklänge am kalkreichen Leithaberg.

Die Rebsorte liebt lössige Böden, kommt aber auch mit Gesteinsböden oder Lehm und Ton gut zurecht. Die Aromenvielfalt des Grünen Veltliners sucht ihresgleichen. Kernobstige Fruchtigkeit trifft auf Steinobst und Zesten aller Art. Würze findet sich in vielerlei Ausprägungen, und ein meist wunderbar balanciertes Säureverhalten strukturiert den vielschichtigen Wein. Auch die Mineralik aus den Weingartenböden und die Tag-Nacht-Temperaturunterschiede prägen und veredeln die Sensorik des Grünen Veltliners. Das bekannte „Pfefferl“, das besonders bei Veltlinern aus dem Weinviertel in der Nase und am Gaumen ausgeprägt ist, stammt von einem Aromastoff namens „Rotundon“, welcher auch in Basilikum, Rosmarin und Co. nachweisbar ist. Bei dezentem Holzeinsatz kann man auch burgundische Züge erkennen. So manch großer Chardonnay bekommt dadurch mächtig Konkurrenz.

Klimawandel
Wie wird die Rebsorte wohl dem Klimawandel entgegentreten? Noch ist meistens alles im Rahmen, was aber passiert, wenn die Temperaturen auch nachts nicht mehr zurückgehen und die Blüte immer früher und die Lese schon im Sommer stattfinden muss, weil sonst die Süße der Trauben den Alkoholrahmen sprengt? Eine berechtigte Frage, wenn man bedenkt, dass die „Steinfeder“ mit höchstens 11,5 Vol.-% aus der Wachau eher schon eine Rarität ist und 14 Vol.-% plus an Alkoholgehalten keine Seltenheit mehr sind. Entgegenwirkend wäre es denkbar, mit Traubenbeschattung durch Laubwände, engeres Setzen der Rebstöcke und die damit verbundene tiefere Bewurzelung, einer durchdachten Bodenbewirtschaftung und Mengenreduktion am Stock die tendenzielle Entwicklung ein wenig hinauszuzögern.