Weinverkostung

Mut zur Nische

Ein Artikel von Birgit Kowarik | 20.09.2024 - 08:07

In einer Welt, die zunehmend nachhaltiger und bewusster agiert, befindet sich der Weinbau an einem entscheidenden Wendepunkt. Von den malerischen Hängen der traditionellen Weinregionen bis zu den aufstrebenden Rebflächen der Neuen Welt erstreckt sich ein breites Spektrum an Innovationen und Herausforderungen. Doch was ist nun der Unterschied zwischen Natural Wines und Orangewines? Wie verändern Naturweine und Orangeweine die Wahrnehmung und den Genuss von Wein? Und welche Rolle spielen die faszinierenden PIWIs in diesem Wandel?

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Orangewine © yasingungor/shutterstock.com

Natural Wines und Orangewines – Die Rückkehr zur Ursprünglichkeit
Natural Wines, auch Naturweine genannt, werden mit minimalen Eingriffen und ohne Zusatzstoffe hergestellt, um den Ausdruck des Terroirs und der Trauben in den Vordergrund zu stellen. Sie werden spontan mit natürlichen Hefen vergoren und enthalten wenig oder gar keine Sulfite, wobei die Weinberge oft biodynamisch oder organisch bewirtschaftet werden. Orangewines, auch als Amber- oder Maischevergorene Weine bekannt, sind Weißweine, die wie Rotweine auf der Maische vergoren werden. Dies verleiht ihnen eine orange Farbe und komplexe Aromen. Natural Wines und Orangewines schließen sich nicht aus; Orangewines können als Natural Wines produziert werden, wenn sie den Prinzipien der minimalen Intervention folgen.

Die Besten der Besten aus der wein.pur - Orangewines–Verkostung

4 GLÄSER - AUSGEZEICHNET

Weingärtnerei Engelbrecht, Etsdorf am Kamp, Kamptal
94 P. 2022 Traminer Orange „Natural Wine“, Österreich
www.engelbrecht-wein.at/

Weingut Norbert Bauer, Jetzelsdorf, Weinviertel
93 P.
NV Grüner Veltliner #nofilter, Niederösterreich
www.bauer-wein.com/

Bioweinhof Toni Schmid, Straning, Weinviertel
93 P.
2021 Grüner Veltliner Natural Orange, Österreich
www.tonischmid.com/

Winzerfamilie Gregor Schup, Guntramsdorf, Thermenregion
93 P.
2013 Orangewein Gumpoldskirchner Ried Schwaben Vetus (RG), Niederösterreich
www.schup.wien/

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Toni Schmid vom Bioweinhof Toni Schmid, Straning-Grafenberg/ Weinviertel © Weingut Toni Schmid

Pet Nats – Natürlich perlend
Pet Nat ist die Abkürzung für Pétillant naturel, was auf Französisch „natürlich perlend“ bedeutet. Die Kohlensäure entsteht durch eine Flaschengärung nach der Méthode ancestrale, einem sehr alten Verfahren, bei dem nur eine Gärung direkt in der Flasche stattfindet. Puristen belassen die Hefe in der Flasche, fügen keine Dosage und keinen Schwefel hinzu. Sie sind meist trüb, variieren von Flasche zu Flasche und bieten ein breites Aromenspektrum, von fruchtig bis mostig.

Die Besten der Besten aus der wein.pur - Natural Wines & Pet Nat–Verkostung

4 GLÄSER - AUSGEZEICHNET
WEISS

Weingut Dackermann, Dittelsheim-Hessloch, Rheinhessen, Deutschland
93 P.
 2022 Grauer Burgunder Naturwein, Bereich Wonnegau
www.weingut-dackermann.de/

Peter Skoff – Domäne Kranachberg, Gamlitz, Südsteiermark
93 P.
2021 Natural Orange Gut Kaspar Bio (SG), Österreich
93 P. 2021 Südsteiermark DAC Sauvignon Blanc Ried Kranachberg Leitn Natural
www.peter-skoff.at/

Bio Weingut Schmid, Gobelsburg, Kamptal
93 P.
NV Österreichischer Schaumwein Pet Nat Grüner Veltliner #LEIDERGEIL
www.schmidwein.at/de/

4 GLÄSER - AUSGEZEICHNET
ROT

Weingut Johannes Trapl, Stixneusiedl, Carnuntum
91 P.
2023 Blaufränkisch & Co UNI6 (BF, SL), Österreich
www.johannestrapl.com/

Winzergenossenschaft_Schriesheim_Cabernet_Blanc_Zippammer.jpg

2023 Cabernet Blanc Zippammer © Winzergenossenschaft Schriesheim, Baden/ Deutschland

PIWIs – Die Zukunft des Weinbaus?
PIWIs (pilzresistente Rebsorten) rücken verstärkt in den Fokus der Weingüter. Diese neuen Sorten, die durch gezielte Züchtung resistenter gegen Krankheiten wie Mehltau und Botrytis sind, versprechen nicht nur eine Reduzierung des Pestizideinsatzes, sondern auch eine Erweiterung der Anbaumöglichkeiten in Regionen, die zuvor für den Weinbau ungeeignet schienen. Kritiker befürchten jedoch eine Bedrohung der traditionellen Rebsortenvielfalt, während Befürworter PIWIs als notwendigen Schritt für eine nachhaltigere Zukunft sehen.

Die Besten der Besten aus der wein.pur - PIWI-Weinverkostung

4 GLÄSER - AUSGEZEICHNET
WEISS

Winzergenossenschaft Schriesheim, Schriesheim, Baden, Deutschland
92 P. 2023 Cabernet Blanc Zippammer, Bereich Badische Bergstraße
www.wg-schriesheim.de/

Peter Skoff – Domäne Kranachberg, Gamlitz, Südsteiermark
91 P.
2022 Souvignier Gris Bio Gut Kaspar, Steiermark
www.peter-skoff.at/

Schloss Salem – Markgräfliches Badisches Weinhaus, Salem, Baden, Deutschland
91 P.
2023 Souvignier Gris Bodensee, Baden
www.salem.de/

Winzer Krems – Sandgrube 13, Krems, Kremstal
91 P.
2023 Donauveltliner, Österreich
91 P. 2023 Blütenmuskateller, Niederösterreich
www.winzerkrems.at/

Weingut Kollerhof am Eichberg, Eichberg-Trautenburg, Südsteiermark
91 P.
2022 Souvignier Gris Bahnbrechend Zukunftswein, Steiermark
www.kollerhof.com/

4 GLÄSER - AUSGEZEICHNET
ROT

Weingut Ernst Bretz, Bechtolsheim, Rheinhessen, Deutschland
91 P.
2020 Regent trocken, Rheinhessen
www.weingutbretz.de/

Die österreichische Weinlandschaft im Wandel
In einer Zeit, in der der Klimawandel und die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten den Weinbau herausfordern, ist der Nachhaltigkeitsgedanke, den Natural Wines und PIWIs repräsentieren, nicht nur Wegweiser für die Zukunft, sondern auch ein Ausdruck der österreichischen Weintradition. Sie erinnern uns daran, dass der Genuss von Wein nicht nur eine sensorische Erfahrung ist, sondern auch eine Verbindung zur Natur und zur Geschichte der Menschheit. In diesem Wandel liegt eine Chance, den österreichischen Weinbau neu zu definieren und eine nachhaltigere und authentischere Zukunft zu gestalten.

Knappe Verkostungsergebnisse
Die Verkostung von Weinen aus Österreich, Deutschland und Südtirol brachte beeindruckende Ergebnisse hervor. Bei den weißen Naturweinen belegte das Weingut Dackermann (Dittelsheim-Hessloch) mit dem 2022 Grauer Burgunder Naturwein (93 Punkte) den ersten Platz, ex aequo mit Peter Skoff – Domäne Kranachberg (Gamlitz) und seinem 2021 Natural Orange Gut Kaspar Bio (93 Punkte), einem vielschichtigen Orangewein, der auch die Kriterien für Natural Wines erfüllt.

In der Kategorie der Pet Nats überzeugte das Weingut Schmid (Gobelsburg) mit seinem NV Pet Nat Grüner Veltliner #LEIDERGEIL (93 Punkte). Bei den Orangeweinen gewann die Weingärtnerei Engelbrecht (Etsdorf am Kamp) mit dem 2022 Traminer Orange „Natural Wine“ (94 Punkte) und wurde damit auch stiller Gesamtsieger, da dieser Wein alle Natural-Wine-Kriterien erfüllt. Weitere hohe Bewertungen (jeweils 93 Punkte) erreichten das Weingut Norbert Bauer (Jetzelsdorf), der Bioweinhof Toni Schmid (Straning) und die Winzerfamilie Gregor Schup (Guntramsdorf).

Bei den weißen PIWIs siegte die Winzergenossenschaft Schriesheim (Baden) mit ihrem 2023 Cabernet Blanc Zippammer (92 Punkte), knapp vor Schloss Salem – Markgräfliches Badisches Weinhaus (Salem) und den österreichischen Weingütern Peter Skoff – Domäne Kranachberg (Gamlitz), Winzer Krems und Weingut Kollerhof am Eichberg, die jeweils 91 Punkte erhielten. In der roten PIWI-Kategorie überzeugte das Weingut Ernst Bretz (Bechtolsheim) mit seinem 2020 Regent trocken (91 Punkte).

Diese Ergebnisse unterstreichen das Potenzial der Natural- und Orangewines sowie der PIWI-Sorten und die zunehmende Bedeutung dieser Kategorien in der modernen Weinwelt.

Alle Texte und Bewertungen nachzulesen im neuen wein.pur-Guide 2024/25

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